Das Afrika Filmfestival „Jenseits von Europa“ hat sich in den letzten Jahren zu einem der größten Filmfestivals Kölns gemausert und ist neben dem Film- und Kulturfestival „Africa Alive“ in Frankfurt, den kleineren „Afrikanischen Filmtagen“ in Saarbrücken und einer Neugründung wie „Afrikamera“ in Berlin eine der wenigen Anlaufstellen für afrikanische Filme in Deutschland. Denn im hiesigen Kino kommt die afrikanische Filmkultur kaum vor. Das südamerikanische, das asiatische, das arabische Kino – all das findet immer wieder in die Säle unserer Arthouse-Kinos. Doch afrikanische Filme sucht man dort in der Regel vergebens. Filme wie „Bamako“ von Abderrahmane Sissako oder „Moolaadé“ von Ousmane Sembène und „Daratt“ von Mahamat-Saleh Haroun waren in den letzten Jahren die absolute Ausnahme. „Jenseits von Europa“ geht mit seinem Jubiläumsprogramm nun wirklich in die Tiefe der Materie – zeigt nicht nur Spiel- und Dokumentarfilme, sondern auch politische Videos, Kurz- und Experimentalfilme und nicht zuletzt Animationsfilme.
Veranstalter des Festivals ist der Verein Filminitiativ, der sich seit 20 Jahren nicht nur mit dem Festival „Jenseits von Europa“, das in diesem Jahr zum zwölften Mal stattfindet, sondern auch mit unzähligen Filmreihen und Sondervorstellungen rund um die Repräsentation afrikanischer Filmkultur hervortut. Im letzten Jahr hatte Filminitiativ mit den beiden Filmreihen „Repression und Revolte in Nordafrika“ und „No More Fear“ einen aktuellen Blick auf die Umwälzungen in Nordafrika geworfen; mit der Reihe „Africa goes Veedel“ hat man in diesem Jahr den afrikanischen Film in die unterschiedlichsten Stadtteile und an die ungewöhnlichsten Orte gebracht. Zur großen Jubiläumsausgabe zeigt man nun vom 20. bis zum 30. September 85 Filme aus 20 verschiedenen Ländern. 15 Gäste aus Afrika werden in Köln erwartet, erstmals wird der von choices gestiftete, mit 1.000 Euro dotierte Publikumspreis für den besten Spielfilm vergeben.
Gezeigt werden auf dem Festival unter anderem die Preisträger des „Festival panafricain du cinéma et de la télévision de Ouagadougou“, kurz: FESPACO. Es findet alle zwei Jahre in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso, statt und ist das weltweit bedeutendste Festival für das afrikanische Kino. So wird zum Beispiel der Gewinner von 2011, „Pégase“ des Marokkaners Mohamed Mouftakir, der die Folgen von Missbrauch thematisiert, ebenso zu sehen sein wie die Sieger des Dokumentarfilm- und des Kurzfilmpreises. Alain Gomis’Film „Tey“ lief hingegen auf der diesjährigen Berlinale. Dort war der Film um einen Mann, der nur noch einen Tag zu leben hat, unter dem französischen Verleihtitel „Aujour d’hui“ zu sehen. Der Mann, gespielt von dem amerikanischen Poeten und Rapper Saul Williams, hat keine tödliche Krankheit, die ihn langsam dahinrafft – er ist kerngesund. Vielmehr scheint sich der jüngst von einem längeren Aufenthalt in den USA Heimgekehrte mit einer mystischen Tatsache abfinden zu müssen. So erleben wir dann auch weniger Trauer als ein rituelles Fest zu Beginn dieses ungewöhnlichen Films. Eine Filmreihe zum Thema Rassismus in Deutschland und Frankreich sowie ein Programm zur immer dominanteren wirtschaftlichen Rolle Chinas in Afrika ergänzen das Filmprogramm. Daneben gibt es eine Kooperation mit dem afrikanischen Theaterfestival „AfriCologne“ und Konzerte mit Hip Hop und Punk aus Afrika. Die große Jubiläumsparty rundet das Programm ab.
Afrika Filmfest „Jenseits von Europa“ I 20.-30.9. I Cinenova, Filmhaus, Filmforum, OFF Broadway
Das Programm:
Do. 20.9.:
18.00: Festivaleröffnung mit Gästen (Filmforum)
20.00: Death For Sale (OmU, Filmforum)
Fr. 21.9.:
18.00: Hóspedes da noite / Ricardo Rangel - Ferro em Brasa (OmeU, Filmforum)
20.00: Le poids du serment (OmU, Filmforum, mit Regisseur Kollo D. Sanou)
22.00: Atletu (OmU, Filmforum, mit Produzent Darryn Welch)
Sa. 22.9.:
14.00: Kurzfilmprogramm African Shorts (OmU + OV, Filmforum)
16.00: Le point de vue du lion (OV, Filmforum)
18.00: Même pas mal (OmU, Filmforum, mit Regisseurin Nadia El Fani)
20.00: Pégase (OmU, Filmforum, mit Regisseur Mohamed Mouftakir)
22.00: African Hip Hop Film Night (Filmforum)
So. 23.9.:
14.00: AfriCologne - Dokumentation und szenische Lesung (Filmforum)
16.00: Matière grise (OmU, Filmforum)
18.00: Aktuelle Videos und Informationen aus Ägypten (Filmforum)
20.00: Yoole (OmU, Filmforum, mit Regisseur Moussa Sene Absa)
Mo. 24.9.:
19.00: China in Afrika (OmeU, Filmhaus, mit Regisseurin Ella Raidel)
21.00: Otelo Burning (OmeU, Filmhaus)
Di. 25.9.:
20.00: Otomo (OFF Broadway, mit Regisseur Frieder Schlaich)
Mi. 26.9.:
18.00: Kurzfilmprogramm (OmU + OV, Filmforum)
20.00: Tey (OmeU, Filmforum)
22.00: Retribution (OmU, Filmforum)
Do. 27.9.:
18.00: Kurzfilmprogramm (OmU + OV, Filmforum)
20.00: Por aqui tudo bem (OmU, Filmforum, mit Regisseurin Maria Esperanca Pascoal)
22.00: Skoonheid (OmU, Filmforum)
Fr. 28.9.:
16.00: Kurzfilmprogramm (OV, Filmforum)
18.00: Kurzfilmprogramm (OmU + OV, Filmforum)
20.00: Indochine - Sur les traces d'une mère (OmU, Filmforum, mit Regisseur Idrissou Mora Kpai)
22.00: Kairo 678 (OmU, Filmforum)
Sa. 29.9.:
14.00: Kurzfilmprogramm (OV, Filmforum)
16.00: El-banate dol (OmeU, Filmforum)
18.00: Ici on noie les Algériens - 17 octobre 1961 (OmU, Filmforum, mit Regisseurin Yasmina Adi)
20.00: Punk in Africa (OmU, Filmforum, mit Regisseur Deon Maas)
22.00: Jubiläumsparty (Filmforum)
So. 30.9.:
15.00: Lucky (OmeU, Cinenova)
17.00: Hors la loi (OmU, Cinenova, mit Bekanntgabe des choices-Publikumspreises)
19.30: Les mécréants (OmU, Cinenova, mit Regisseur Mohcine Besri)
Di. 2.10.:
20.00: Omar m'a tuer (OmU, OFF Broadway)
Weitere Infos auch unter: www.filminitiativ.de
choices verlost jeweils 3x2 Karten für „African Shorts“ (22.9., 14 Uhr), „Otelo Burning“ (24.9., 21 Uhr) und „Les mécréants“ (30.9., 19.30 Uhr). E-Mail mit Stichwort „Shorts“, „Otelo“ oder „mécréants“ bis 14.9. an verlosung@choices.de
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