Nach dem Kölner Schauspiel unter Karin Beier befindet sich nun auch die Kölner Oper unter der Leitung von Uwe Erik Laufenberg auf der Überholspur: Von Fachjournalisten wurde sie jüngst zur besten Oper in NRW gewählt. Und: Nach den bereits absolvierten internationalen Gastspielen in Peking, Shanghai und dem Irak, erfreut sie sich auch im Ausland wachsender Beliebtheit. Das sechsstündige und bis zu 4 Millionen Euro teure Opernspektakel "Sonntag aus Licht" des Kölner Komponisten Karlheinz Stockhausen, welches im April 2011 im Kölner Staatenhaus uraufgeführt und sowohl von der internationalen Presse wie dem Publikum zu Recht euphorisch aufgenommen wurde, erhält nun eine Einladung zum New York Gastspiel durch das Lincoln Arts Festival. Weitere Einladungen für andere Kölner Opernproduktionen gibt es aus Hongkong und Rio de Janeiro. Gute Argumente um den Vorschlag von Kulturdezernent Georg Quander, den künstlerischen Etat der Oper in den nächsten Jahren um 7 Mio. Euro anzuheben, zu flankieren: „Es wäre widersinnig, am Offenbachplatz für mehr als 250 Millionen Euro so zu sanieren, dass ein beinahe täglicher Spielbetrieb möglich ist, den wir uns dann aber wegen Geldknappheit nicht leisten können."
Quanders Vorstoß erscheint vor dem Hintergrund der gerade stattfindenden Sanierung der Opernspielstätten nur konsequent und folgt den im Kulturentwicklungsplan formulierten Schritten, welche die Oper bis 2014 mindestens an die Spitze der bundesdeutschen Opernszene zurückführen sollen. Kulturpolitiker von CDU, GRÜNEN und FDP haben den Vorstoß des Kulturdezernenten bereits öffentlich begrüßt. Die SPD will prüfen. Dass der Intendant selber sich hinter die Initiative stellt, ist klar: „Es herrscht eine völlige Diskrepanz zwischen dem, was in meinem Vertrag festgeschrieben ist und dem realen Budget. Man erwartet von mir ganz klar, dass ich das Haus wieder international konkurrenzfähig mache, dabei liegen wir im Etat weit hinter Häusern in kleineren deutschen Städten zurück." Laufenberg kann sich dabei auf eine Statistik der städtischen Betriebskostenzuschüsse für Musiktheater berufen: Sein Haus ist demnach mit 31,5 Mio. Euro im Jahr ausgestattet. Die Opernkollegen aus Düsseldorf erhalten 35 Mio. In Frankfurt am Main und Leipzig werden rund 40 Mio., in Stuttgart 41 und in Dresden 42 Mio. für Oper ausgegeben. Die Spitzenreiter städtischer Förderung in Berlin, Hamburg und München liegen mit über 55 Mio. Euro noch weit darüber.
Bereits zu Zeiten des Oberbürgermeisters Fritz Schramma herrschte Einigkeit darüber − nach massiven Sparrunden in den vergangenen 10 Jahren − den Anteil der Kultur am Gesamtetat der Stadt wieder zu steigern. Ziel muss sein sich einer bedarfsgerechten Förderung der städtischen wie der freien Kulturinstitutionen anzunähern. Bezüglich der Situation der Freien Theater findet am 27. September eine Anhörung im Kulturausschuss statt: Hier werden Dietmar Kobboldt als Vertreter der Kölner Theaterkonferenz und Gerhardt Haag als Vertreter der Plattform Kölner Theater zur Situation der Freien Stellung beziehen. Man ist gespannt, ob auch für den Bedarf der Freien Szene ein offenes Ohr auf Seiten der Politik vorhanden ist.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Wege in den Untergang
„Arrest“ im NS-Dokumentationszentrum Köln – Theater am Rhein 10/24
Bis der Himmel fällt
Franz Kafkas „Der Bau“ am Theater der Keller – Theater am Rhein 09/24
Feder statt Abrissbirne
„Fem:me“ in der Alten Feuerwache – Theater am Rhein 07/24
Der Untergang
„Liquid“ von Wehr51 – Theater am Rhein 07/24
Gefährlicher Nonsens
Kabarettist Uli Masuth mit „Lügen und andere Wahrheiten“ in Köln – Theater am Rhein 07/24
Den Schmerz besiegen
„Treibgut des Erinnerns“ in Bonn – Theater am Rhein 07/24
Alles über Füchse
„Foxx“ in den Ehrenfeldstudios – Theater am Rhein 07/24
Vergessene Frauen
„Heureka!“ am Casamax Theater – Theater am Rhein 06/24
Freiheitskampf
„Edelweißpiraten“ in der TF – Theater am Rhein 06/24
Menschliche Eitelkeit
„Ein Sommernachtstraum“ in Köln – Theater am Rhein 06/24
Die Grenzen der Freiheit
„Wuthering Heights“ am Theater im Bauturm – Theater am Rhein 06/24
Erschreckend heiter
„Hexe – Heldin – Herrenwitz“ am TiB – Theater am Rhein 05/24
Verspätete Liebe
„Die Legende von Paul und Paula“ in Bonn – Theater am Rhein 05/24
Schöpfung ohne Schöpfer
Max Fischs Erzählung „Der Mensch erscheint im Holozän“ am Theater der Keller – Theater am Rhein 05/24
Zeit des Werdens
„Mädchenschrift“ am Comedia – Theater am Rhein 05/24
Für die Verständigung
Stück für Gehörlose am CT – Theater am Rhein 03/24
Im Höchsttempo
„Nora oder Ein Puppenhaus“ in Bonn – Theater am Rhein 03/24
Musik als Familienkitt
„Haus/Doma/Familie“ am OT – Theater am Rhein 03/24
Wo ist Ich?
„Fleischmaschine“ am FWT – Theater am Rhein 02/24
Falle der Manipulation
„Das politische Theater“ am OT – Theater am Rhein 02/24
Wiederholungsschleife
„Soko Tatort“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 02/24
Radikaler Protest
„Ein Mensch ist keine Fackel“ in der Orangerie – Theater am Rhein 01/24
Emotionale Abivalenz
„Sohn meines Vaters“ in Köln – Theater am Rhein 01/24
Übung in Demokratie
„Fulldemo.cracy“ am Studio Trafique – Theater am Rhein 01/24
Welt ohne Männer
„Bum Bum Bang“ am Theater im Bauturm – Theater am Rhein 12/23