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The Peanut Butter Falcon

Down & Up

16. Dezember 2019

Die Filmstarts der Woche

„Ich weiß nicht, warum ich hier bin.“ Zak (Zack Gottsagen) ist 22, hat Down-Syndrom und sitzt in einem Altersheim in North Carolina ein, weil die Behörden ihn nirgendwo anders untergebracht bekommen. Also reißt er aus eines Nachts, in Unterhose und mit einem Ziel vor Augen: Er will von seinem Idol „The Salt Water Redneck“ (Thomas Haden Church) zum Profi-Wrestler ausgebildet werden. Auf der Flucht versteckt er sich am Hafen im Boot des Krabbenfischers Tyler (Shia LaBeouf), der soeben aus Gram das Fischereilager der Konkurrenz in Brand gesteckt hat. Der Nichtsnutz flüchtet – mit Zak als blindem Passagier an Bord. Tyler hat eigentlich keine Lust auf einen Gefährten, doch Zak bleibt hartnäckig. Und spätestens als sich dessen hübsche Betreuerin Eleanor (Dakota Johnson, „Fifty Shades of Grey“) dazu gesellt, die den Heimflüchtling zurückholen möchte, zeigt sich Tyler der Sache wesentlich aufgeschlossener. Die Wrestler-Karriere vor Augen – schießwütige Verfolger im Rücken: Beginn eines Roadmovies durch Höhen und Tiefen. Gelungen warmherzig begleiten die zwei Debüt-Autorenfilmer Tyler Nilson und Michael Schwartz ihre Antihelden in „The Peanut Butter Falcon“ (Cinenova, Lichtspiele Kalk, Weisshaus) durch satte Sümpfe, tiefes Schilf und saftiges Feld. Der Humor eher still, das Drama tief, aber nie zu tragisch, und über allem schwebt die Hoffnung, der Zusammenhalt, die Erfüllung. Neben den beiden Hollywoodstars überzeugt hier Zachary Gottsagen, ein Musterbeispiel gelungener Inklusion: Gottsagen hat eine Theaterausbildung absolviert und stand bereits als „Hamlet“ auf der Bühne. Ein Weihnachtsmärchen aus dem tropischen Süden, just zur rechten Zeit.

Schnelle Drehungen, zackige Bewegungen der Arme und Beine, dann wieder verharren die Tänzer statisch im Raum, strecken sich zur Waage aus. Die Körpersprache des visionären US-amerikanischen Tänzers und Choreografen Merce Cunningham ist reduziert und fließend, wie eine Komposition der experimentellen Musik. Mit John Cage und David Tudor arbeitete er in den 50er Jahren eng zusammen, der Maler Robert Rauschenberg entwarf Kostüme und Bühnenbild. Regisseurin Alla Kovgan bringt in ihrer luziden Collage „Cunningham“ (OmU in der Filmpalette und im Odeon) historische Aufnahmen mit Reinszenierungen der legendären Choreografien in Dialog, getanzt von den Mitgliedern der letzten Companie. Die neuen Parts in 3D erinnern an Wim Wenders geniale Synergie von Kamera und Tanz-Körpern in „Pina“. Eine sinnlich-poetische Erfahrung und höchste Inszenierungskunst. 

Lulu Wangs tragikomischer Culture Clash in „The Farewell“ (Cinenova, OFF Broadway, OmU im Odeon und OFF Broadway) erzählt von Desorientierung, und das macht ihn psychologisch so viel spannender als das Gros des Genres: Billi ist mit sechs Jahren von China in die USA gekommen. Ihre alte Heimat kennt sie nur aus Erzählungen, auch ihre Eltern haben sich hier vollkommen integriert. Sie alle sprechen nach 25 Jahren nicht nur fließend Englisch, sie sprechen auch untereinander kein Chinesisch. Als Billi erfährt, dass ihre geliebte Nai Nai – so nennt man die Großmutter auf Mandarin – unheilbar an Lungenkrebs erkrankt ist, ist sie ebenso entsetzt wie ihre Eltern. Noch mehr ist sie jedoch darüber schockiert, dass Nai Nai selber von ihrem Schicksal nichts ahnt. Ihre chinesische Familie lässt sie traditionellerweise im Glauben, sie sei kerngesund. Denn zum einen denkt man in China nicht individualistisch, sondern will kollektiv anstelle der Kranken die Bürde schultern. Zum anderen geht man in China davon aus, dass vor allem das Wissen um die Krankheit zum sicheren Tod führt. Billis Eltern reisen sofort nach Changchun zu Nai Nai. Billi, von der alle fürchten, dass sie die Lüge auffliegen lässt, reist ihnen heimlich nach, spielt die Inszenierung aber mit: Die gesamte Großfamilie ist unter dem Vorwand, dass Billis Cousin heiratet, angereist, um Nai Nai noch einmal sehen zu können. Sie sind also todtraurig, während sie vor Nai Nai die fröhlichen Hochzeitsgäste geben müssen..

Außerdem neu in den Kinos: Cédric Klapischs Liebesdrama „Einsam zweisam“ (Cinenova, Odeon) und, bereits ab Mittwoch, J.J. Abrams' SF-Sequel „Star Wars: Episode IX – Der Aufstieg Skywalkers“ (Autokino Porz, Cinedom, Cineplex, Residenz, Rex am Ring, UCI, OmU im Metropolis, OV im Cinedom, Cineplex, Metropolis und Rex am Ring).

Redaktion choices.de

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