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Foto: Presse

Eingeflüsterte Filme

25. August 2011

Festivalleiter Dirk Werner über Sprachbarrieren und Bürokratie in China – Festival 09/11

Seit fünf Jahren veranstaltet das Kölner Filmhaus das chinesische Filmfestival „Visions of China“. Es ist das einzige seiner Art in Deutschland. In diesem Jahr findet es vom 15. bis 21. September statt. Nicht nur die Filme sind spannend, auch die Vorbereitungen werden nie langweilig.

choices: Wie entstand die Idee, ein Festival zum chinesischen Film der Gegenwart zu starten?
Dirk Werner:
Das kam vor fünf Jahren durch eine Reise unseres Geschäftsführers Peter Klas im Rahmen der Städtepartnerschaft Peking – Köln. Dort hat er eine Filmproduktion besichtigt und Filme gesehen und war sehr begeistert. Vom damaligen Oberbürgermeister kam dann eine mündliche Zusage, dass wir bei einem Festival unterstützt werden. Sonst wäre das wohl kaum möglich – denn das sind teure Verbindungen bis ans andere Ende der Welt.

Der Output chinesischer Filmemacher wird immer größer, auch im Arthausbereich. Wie bekommt man da einen Überblick, was sind die Kriterien für die Auswahl?
Es ist sehr schwierig, den Überblick zu bekommen. Wir haben knapp 100 Einsendungen pro Jahr für unseren Wettbewerb. Die meisten Filme kommen aber von China Film Promotion, die sich um den Output ins Ausland kümmern. Zudem waren wir in diesem Jahr in China und haben ein Festival besucht. Das ist aber sicher nur ein kleiner Teil dessen, was dort produziert wird. In der Regel ist das bis auf wenige Ausnahmen von freien Filmemachern auch der Teil, der offiziell ausgegeben wird. Nicht alle dieser Filme sind englisch untertitelt, und da kommen wir zu dem Problem der Sprache – mit englisch kommt man da nicht weit. Zum Glück habe ich eine chinesische Assistentin, die mir die Dialoge während des Films einflüstern kann.

Es ist wegen der politischen und gesellschaftlichen Situation sicher schwieriger, an neue Filme aus China zu kommen als aus anderen asiatischen Ländern wie Japan oder Korea …
Die politischen Hintergründe spürt man immer wieder. Die Filme, die wir schließlich auswählen, werden nochmals überprüft. Bisher haben wir aber noch jeden Film bekommen – überaschenderweise auch sehr politische. Aber manchmal dauert der Prozess sehr lange – da muss ganz viel hin und her telefoniert werden. Letztes Jahr haben wir zehn Filme zugesagt bekommen. Aber keine der Kopien ist angekommen, weil die aus bürokratischen Gründen alle an der chinesischen Grenze hängengeblieben sind.

Das betrifft die Filme, die es gibt. Aber vielleicht können dort auch viele Filme erst gar nicht entstehen?
Aus den Gesprächen ergibt sich, dass es wohl zunehmend leichter wird, in China Filme zu machen. Die Regierung will China als Filmland voranbringen und wahrscheinlich auch als Konkurrenz zu Hollywood aufbauen. Dementsprechend viele Schulen und neue Filme gibt es. In den Mainstream wird zwar das meiste Geld gepumpt, aber trotzdem ist auch eine Filmszene entstanden, die Arthausfilme und regimekritische Filme herausbringt, die sich zum Beispiel mit dem Thema der Minderheiten beschäftigt. So gab es beim ersten Pekinger Filmfest eine Sonderreihe „Ethnische Minderheiten in China“. Viele unserer Einsendungen beschäftigen sich genau damit.

Zu dem Festival laden sie auch regelmäßig Filmschaffende aus China ein. Gibt es mitunter Probleme bei der Einreise?
Auch das ist kompliziert und aufwändig. Wir müssen die Gäste offiziell einladen, doch dann gibt es immer wieder bürokratische Probleme mit dem Visum, weil die Festivalplanung und somit die Einladung zeitlich sehr knapp kalkuliert sind. In der Regel klappt dann alles, und es sind jedes Jahr überraschend viele Filmemacher hier.

„Visions of China – Chinesisches Filmfestival“ I 15.-21.9. I Filmhaus Köln I 0221 222 71 00 I choices vergibt im Rahmen des Festivals den choices-Publikumspreis.

Programm Wettbewerb:

Donnerstag, 15.9.:
20.00: Shadow (OmeU)

Freitag, 16.9.:
18.00: Once Upon A Time in Tibet (OmeU)
20.00: My Girlhood (OmeU)
22.45: Nunchucks (OmeU)

Samstag, 17.9.:
16.00: A Little Shoe Polisher (OmeU)
18.00: Lost (OmeU)
20.00: Nunchucks (OmeU)
22.00: Unusual Love (OmeU)

Sonntag, 18.9.:
16.00: Under the Influence (OmeU)
18.00: Love Tactics (OmeU)
19.30: Preisverleihung Jury-Preis und choices-Publikumspreis
19.30: Nunchucks (OmeU)

Programm Panorama:

Montag, 19.9.:
20.00: Green Love (OmeU)
22.00: Kurzfilmprogramm (OmeU)

Dienstag, 20.9.:
20.00: A Good Rain Knows (OmeU)
22.00: The Classes of Students from Tibet (OmeU)

Mittwoch, 21.9.:
20.00: The Law of Attraction (OmeU)

INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER

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