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Regisseur Dietrich Schubert beobachtet die Wüste und sich
Foto: Presse

„Es geht um Entschleunigung“

28. Juni 2012

Regisseur Dietrich Schubert über seinen Film „Allein die Wüste“ - Gespräch zum Film 07/12

Dietrich Schubert, Jahrgang '40, ist seit 1968 freier Filmemacher. Er hat über 70 Filme für Kino und Fernsehen gemacht, darunter zahlreiche Filme über seine Heimat, die Eifel, aber auch Filme in aller Welt gedreht – schon mehrfach in der Wüste.

choices: Herr Schubert, was hat Sie bewogen, für fünf Wochen alleine in die Wüste zu gehen? War die Idee von Anfang an mit der Realisierung eines Films verbunden?

Dietrich Schubert: In den vergangenen Jahren habe ich mehrere Filme in Nordafrika gedreht. Dabei war ich meist mit einem Team unterwegs, saß acht Stunden oder länger im Auto, um von einem Drehort zum nächsten zu kommen. Bei diesen notwendigen Fahrereien durch einsame, phantastische Landschaften entstand der Wunsch, die Wüste einmal allein, an einem abgelegenen Ort zu erleben. Als Filmemacher war mir von Anfang an klar, dass ich meine Kamera mitnehmen würde. Aber erst als ich zu Hause an meinem Schnittplatz das gedrehte Material gesichtet und geordnet hatte, wusste ich, dass daraus ein Film entstehen würde. Schließlich war zu Beginn der Reise alles offen.

Der Tonfall des Films ist sehr unprätentiös: Sie zeigen keine langen Vorbereitungen, spekulieren nicht über den Verlauf des Experiments und vermeiden einen dramatischen und pathetischen Gestus ...
Natürlich gab es diese Vorbereitungen, und die langwierige Suche nach meinem Platz habe ich auch gedreht. Sie fiel aber den Kürzungen beim Schnitt zum Opfer. Ich wollte mich auf die Zeit konzentrieren, die ich allein an meinem Platz verbrachte. Sie haben Recht: Ich vermeide bewusst einen dramatischen und pathetischen Gestus. Dass ich die Wüste liebe, wird durch die Bilder deutlich. Das muss ich nicht noch überschwänglich verbalisieren. Da vertraue ich dem Zuschauer. Ich habe den Film ja völlig frei finanziert. So stand ich unter keinem Verwertungsdruck. Das war für das Experiment wichtig. So hätte ich jederzeit abbrechen können. Erst im Nachhinein hat die Film und Medien Stiftung NRW die Endfertigung des Projekts unterstützt.

Durch die Schlichtheit der Inszenierung erscheint das eremitische Experiment ganz leichtfüßig, und man meint, sich einfach dazusetzen zu können ...
Ich finde es schön, wenn der Film den Eindruck vermittelt, man könne sich einfach dazusetzen. Es war allerdings auch körperlich anstrengend. In den ersten Wochen stieg die Temperatur auf über 40°. Im Zelt waren es dann oft 50 bis 60°. Ich habe in der Zeit mehr als acht Kilo abgenommen. Anderseits ist mir klar geworden, wie wenig man eigentlich zum Leben braucht. Meinen Weltempfänger habe ich während der ganzen Zeit nicht aus dem Koffer geholt.

In einigen Szenen verwenden sie einen Zeitraffer. Das sieht toll aus, steht aber doch dem Grundgedanken des Films entgegen, oder?
Sie haben vollkommen Recht. Es geht bei meinem Experiment ja eigentlich um Entschleunigung, und die Zeitrafferszenen stehen dem diametral entgegen. Beim Schnitt habe ich lange nach einer anderen Lösung gesucht, aber keine gefunden. Die Bilder waren mir wichtig, vermitteln sie doch die Atmosphäre, die ich fast jeden Abend, vor meinen Zelt sitzend, genossen habe.

INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER

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