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Legende Romy Schneider
Foto: Robert Lebeck

Film in allen Lebenslagen

26. April 2012

Romy Schneider in der Bundeskunsthalle Bonn - Kunstwandel 05/12

„Es gibt Gesichter, auf denen man lange verweilen kann“. Das sagte Hanna Schygulla in ihrem Nachruf für Romy Schneider. Die hatte so ein Gesicht, und das kann man momentan in der Bundeskunsthalle in Bonn überprüfen, wo mit rund 800 Exponaten eine Schauspielerin gefeiert wird, die nach eigener Erkenntnis im Film alles konnte, im Leben aber nichts, für die aber heute ihr Name reicht, um eine ziemlich gut besuchte Ausstellung über sie zu zeigen.

Am Anfang steht ein einsamer Scheinwerfer. Den ersten Blick, den der Besucher erhascht, ist der Weltstar auf einem Foto von Eva Sereny von 1972 im Großformat. Distanziert erotisch, leicht lächelnd mit einem nachdenklichen Blick in die Zukunft sitzt Romy da, sie ist gerade wieder nach Paris gezogen. Doch die Choreografie, die Kuratorin Daniela Sannwald benutzt, sie hat Romy Schneider Ausstellungen auch in der Deutschen Kinemathek 2009 und in Paris 2011 kuratiert, ist ziemlich chronologisch. Alles beginnt mit dem Leben als Tochter.

Romy Schneider wird am 23. September 1938 als Tochter von Magda Schneider und Wolf Albach-Retty geboren. Beides waren erfolgreiche Schauspieler, die Karriere war quasi vorprogrammiert. 1953 spielte sie, nicht einmal 15 Jahre alt, die Tochter ihrer Mutter in „Wenn der weiße Flieder blüht“, und das ziemlich authentisch. Viele Fotos aus dieser Zeit haben die Ausstellungsmacher zusammengetragen, ständig schwirren dem Besucher O-Töne zu, auch aus Romys erster Rolle vom Diptichon Flachbildschirm mit Sitzbank. Dazu gibt es Dokumente unter Glas wie den Gästebucheintrag „Gemütlich und ruhig. Besten Dank“ von Magda Schneider aus dem Berliner Hotel Savoy 1958, darunter etwas kritzelig auch Romys Name. Die hatte in dem Jahr bei Dreharbeiten Alain Delon kennengelernt und zog zu ihm nach Paris. In Deutschland war sie mit den „Sissi“-Filmen berühmt geworden, doch der mediale Mythos um diese Rolle hat sie ihr Leben lang verfolgt. Delon war für die Ausstellung ein großzügiger Leihgeber. Neben Privatfotos und Schriften lieferte er auch das Original-Kostüm, in dem Romy 1961 in Paris mit ihm in dem Theaterstück „Schade, dass sie eine Dirne ist“ im Théâtre de Paris auftrat.

Doch „Sissi“ war übermächtig. Romy Schneider erhielt zwar Filmpreis auf Filmpreis, wandelte sich zum Weltstar, der mit Luchino Visconti oder Orson Welles drehte, doch gleichzeitig zierte ihr Gesicht unzählige Groschen-Liebesromane, die Fans sammelten Devotionalien und Autogrammkarten en masse. Es war in Deutschland immer schon so, dass Rollen und Leben der Künstlerin für die Öffentlichkeit vermischt wurde. Die zog 1970 endgültig nach Paris, trennte sich von Ehemann Harry Meyen und holte den gemeinsamen Sohn David Christopher zu sich. Romy arbeitete wie besessen, drehte einen berühmten französischen Film nach dem anderen, doch auch ihre Kraft war endlich, und das Schicksal traf sie Anfang der 1980er hart: Ihre zweite Ehe (mit Daniel Basini) ging in die Brüche, ihr Sohn starb bei einem Unfall, Romy brach sich den Fuß, ihr wurde eine Niere entfernt, und das französische Finanzamt leitete ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe ein. All das geschah 1981. In der Nacht zum 29. Mai 1982 starb Romy Schneider an Herzversagen in Paris, der Mythos lebt.

„Romy Schneider“ I bis 24. Juni I Bundeskunsthalle Bonn I 0228 917 12 00

PETER ORTMANN

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