Zum siebten Mal präsentiert das Fernsehfestival „Großes Fernsehen“ im Cinedom Fachleuten und Publikum neue Fernsehproduktionen. Die Palette der Formate reicht von Serien über Dokus zu Fernsehfilmen. So gibt es zeithistorische Spielfilme wie „Konrad Adenauer – Stunden der Entscheidung“, Dokus wie „Vietnamkrieg – Trauma einer Generation“ oder Fernsehfilme wie „Der Heiratsschwindler und seine Frau“ mit Armin Rohde. Der Hauptdarsteller ist auch einer der ersten bestätigten Gäste des Festivals. Freunde der Neuen Musik werden mit einer Dokumentation der Proben zu der Uraufführung von Karlheinz Stockhausens Oper „Sonntag aus Licht“ auf ihre Kosten kommen. Bei den Fernsehfilmen verspricht die WDR-Produktion „Lösegeld“ einen spannenden Thriller, ebenso die französische Produktion „Hiver Rouge“. Mysteriöse Frauenfiguren findet man in beiden Filmen. Die britische BBS-Produktion „The Night Watch“ hat ein ungewöhnliches Thema: Der Film begleitet vier Heranwachsende und ihre Versuche der sexuellen Orientierung im London des Jahres 1947. Auch Serienfans werden auf dem Festival ihren Spaß haben. Die Douglas Adams-Verfilmung „Dirk Gentlys Holistic Detective Agency“ ist sicher ein Highlight. Das weibliche Duo der Bostoner Mordkommission in „Rizzoli & Isles“ lässt ebenfalls auf interessante Verwicklungen hoffen.
Veranstalter des Festivals ist die Landesanstalt für Medien (LfM). Verantwortlich für die Durchführung und Organisation ist die LfM Nova GmbH. choices sprach mit deren Geschäftsführer Gernot Gehrke über die Entwicklung des Festivals.
choices: Herr Gehrke, das Fernsehfestival „Großes Fernsehen“ fand im letzten Jahr erstmals nicht im Verbund mit dem Fachkongress Medienforum NRW im Sommer, sondern losgelöst im Mai statt, in diesem Jahr schon im März.
Gernot Gehrke: Wir hatten bereits 2011 für März geplant, uns wegen der Positionierung der lit.COLOGNE dann aber für Mai entschieden. Nicht nur die Resonanz beim Publikum hat uns gezeigt, dass dieser Wechsel gut und richtig war. Das Festival hat damit auch eine größere Eigenständigkeit erreicht. Der entscheidende Impuls für eine Loslösung kam von Sendern und Produktionsgesellschaften, die wegen der großen Nähe zum Filmfest München im Juni ebenfalls für eine Verlegung plädierten. Wir haben diese Impulse gern aufgegriffen und sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Können Sie die positiven Effekte eines solchen Festivals für die Region einschätzen? Inwiefern profitiert Köln von einer solchen Veranstaltung?
Wenn 3.500 Menschen in Köln ins Kino kommen, um großartiges Fernsehen zu sehen, dann ist das gut für das Image von Köln als Fernsehstandort. Wenn Vertreter von Sendern und Produzierende ihre Produktionen vorstellen, Schauspieler und Realisierende ihre Gedanken zu den Filmen, Dokumentation und Serien untereinander und mit dem Publikum teilen, dann wird Köln zu einem Forum und leistet dazu einen weiteren Beitrag. Wir werden in diesem Jahr außerdem neue Kooperationen eingehen. Zum einen werden wir französischen Produktionen einen besonderen Platz einräumen. Sender und Produzenten wünschen sich eine stärkere Verbindung mit dem deutschen Markt. Zum anderen werden wir in Kooperation mit den International Emmy Awards Preisträger dieser renommierten internationalen Fernsehauszeichnung in Köln vorstellen. Dem Publikum bietet das die Möglichkeit, großartige Fernsehproduktionen aus aller Welt kennenzulernen, der Branche einen ganz kleinen Blick über einen sehr großen Tellerrand.
Mit dem älteren Film- und Fernsehfestival „Cologne Conference“ gibt es immer schon eine direkte Konkurrenzveranstaltung. Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu der „Cologne Conference“ beschreiben, worin liegen die entscheidenden Unterschiede?
Wir schätzen die Arbeit und das Programm der Kollegen, betrachten sie aber nicht als Konkurrenz. Großes Fernsehen zeigt ausschließlich nationale und internationale TV-Premieren. Damit hat es sich eine Alleinstellung erarbeitet, die ein besonderes Profil gewährt und das Festival von vielen anderen Veranstaltungen unterscheidet und besonders macht. Das gilt nicht nur im Vergleich zur Cologne Conference, sondern auch im bundesweiten Festivalkalender. Großes Fernsehen würdigt das Fernsehen mit seiner großen Kraft, die herausragende Geschichten, großartige Darsteller und Regisseure entfalten können. Und es bietet ein Forum für das Gespräch über die Qualität von Fernsehprogrammen. Darüber freut sich nicht nur die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen als Veranstalterin, sondern auch das Publikum und nicht zuletzt die Fernsehbranche, die diese besondere Wertschätzung nicht so häufig bekommt.
Sie konnten im letzten Jahr die Besucherzahlen wieder einmal steigern. Der Eintritt zu den Filmvorführungen ist allerdings frei. Das war nicht immer so. Wie kam es zu dem Konzept des freien Eintritts?
Die Gewährung von Lizenzrechten für die Ausstrahlung im Rahmen eines Festivals ist häufig – gerade bei den internationalen Produktionen – kompliziert und aufwändig. Verlangt der Veranstalter Eintrittsgelder, entwickelt sich das oft zu einer zusätzlichen, manchmal sogar entscheidenden Barriere. Unser Ziel ist aber, dem Publikum möglichst viele, möglichst hochwertige Produktionen zu präsentieren. Das funktioniert besser ohne Eintrittsgeld. Hinzu kommt, dass Eintrittsgeld aus Sicht des Publikums natürlich eine zusätzliche Schwelle für den Besuch bedeutet. Wir wollen als öffentlich finanzierte Veranstaltung aber möglichst vielen Besuchern die Gelegenheit bieten und sind froh, dass die LfM als Veranstalterin diese Auffassung teilt.
Was sind Ihre Erwartungen und Ziele für die kommende Ausgabe des Festivals?
Wir wünschen uns zuerst ein hochklassiges Programm und dann natürlich, dass viele Menschen dieses Angebot wahrnehmen. In Richtung Branche freuen wir uns auf Gespräch und Austausch zwischen denen, die Programm herstellen und anbieten, und denen, die es schauen. Und wenn die Branche selbst das Festival als Möglichkeit nutzt, sich untereinander über Qualität zu verständigen, haben wir viel erreicht.
Festival „Großes Fernsehen“ I 8. bis 11.3. im Cinedom I Karten und Infos: www.grosses-fernsehen.de
Das Programm:
Donnerstag, 8.3.:
19.30 Uhr: Konrad Adenauer - Stunden der Entscheidung
22 Uhr: Der Vietnamkrieg. Trauma einer Generation
Freitag, 9.3.:
17 Uhr: Best of WebTV
19 Uhr: House of Lies (OV)
20 Uhr: Luck (OV)
21.15 Uhr: Engrenages (OmeU)
22.30 Uhr: Homeland (OV)
23.30 Uhr: Boss (OV)
Samstag, 10.3.:
15.30 Uhr: Lösegeld
17 Uhr: Hiver Rouge (OV)
19 Uhr: Der Heiratsschwindler und seine Frau
21 Uhr: Halbe Hundert
23 Uhr: The Night Watch (OV)
Sonntag, 11.3.:
11 Uhr: Sonntag aus Licht
13 Uhr: Appropriate Adult (OV)
16.30 Uhr: International Emmy-Awards
18.30 Uhr: Rizzoli & Isles: Wundmale
19.30 Uhr: Dirk Gently's Holistic Detective Agency (OV)
21 Uhr: Sherlock - A Scandal in Belgravia (OV)
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