Viele fragen sich, warum ich immer eine Mütze trage. Dabei ist der Grund eigentlich leicht zu erraten. Mein Haar ist biberfarben, und ich möchte nicht, dass mein Zahnarzt denkt, ich würde in meiner Freizeit in Mischwäldern an Rinden knabbern. Mein Zahnarzt ist nämlich ein sehr assoziativer Mensch. Erst neulich hat er einem Berliner eine Marmeladenfüllung gemacht. Der Hauptstädter reiste daraufhin mit bittersüßem Schmerz im Backenzahn an die Spree zurück.
In Berlin sind heute ja nur noch Künstler, Nazis und Touristen. Ich kenne sogar Leute, die sind alle drei Sachen zugleich. Die fliegen aus New York ein und sitzen dann zwei Wochen lang in Straßencafés in Friedrichshain und malen Bilder nur mit braun. Die haben nämlich dasselbe im Malkasten wie im Kopf. Das ist nichts für mich, da will ich nicht hin. Also trage ich lieber eine Mütze.
Im Grunde umrundet Rinde Bäume
Erst recht möchte ich keine dummen Anspielungen auf Justin Bieber hören, nur wegen meiner Haarfarbe. Bevor ich mit diesem quiekenden Batzen nasser Zuckerwatte auf zwei Beinen in einem Satz genannt werde, baue ich lieber einen Damm und/oder schlage mit meinem flachen Schwanz auf den Waldboden.
Ich habe übrigens schon mal eine Weile im Wald gewohnt, aber irgendwann hat es mir nicht mehr gefallen. Da kam immer so ein Grizzly zu mir, hat mich so seltsam angeguckt und dann gesagt, er sei „Justin Bi-Bär“. Auf so was lasse ich mich nicht ein. Ich hab ihm aber ein schönes Café in Friedrichshain empfohlen. Braun war er ja.
Doch ich trage lieber eine Mütze, denn ich möchte weder Bär, noch Biber sein. Wie ging denn nochmal dieses eine Gedicht?
„Hinter eines Baumes Rinde
Saß die Made mit dem Kinde
Doch das ging nicht lang, mein Lieber
Denn sie beide fraß ein Biber!“
So ungefähr lief das in einem berühmten Poem von Heinz Erhardt. Hier in Bochum wird übrigens momentan für eine Hommage an den wunderbaren Rundmann und Vollkontaktpoet Erhardt geworben. Der Abend läuft unter dem Titel: „Ein Mann wie Er-hardt.“ Ich meine, Justin Bi-Bär hätte das gefallen. Als ich den Titel las, sind mir jedoch alle Zehennägel gleichzeitig abgefallen und nach Bielefeld ausgewandert.
Morgen ist auch noch ein Abend
Was kommt denn da als nächstes? Ein Goethe-Abend unter dem Titel „Abwarten und Goe-Tee trinken“? Und am Morgen danach treffen wir uns zum „Früh-Schoppen-Hauer“? Da füll ich mir doch lieber den Backenzahn mit Badesalz, weil mein Zahnarzt einen an der Wanne hat. Hauptsache, ich kann morgen noch munter an der Rinde knuspern.
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