Es gibt die lange Nacht der Museen, die lange Nacht der Bühnen und im Konzertbereich muss man schon mal den halben Abend warten, bis es überhaupt losgeht. Lange Kinonächte sind schon eher rar gesät und man findet sie höchstens bei seltenen Double-Features oder im Festivalbetrieb. Statt des einen, alle Aufmerksamkeit anziehenden großen Festivals wie in Berlin oder München, gibt es in Köln unzählige, liebevoll kuratierte kleinere Festivals, Filmreihen und Sonderprogramme. Die Aufmerksamkeit müssen sie sich aber alle mühselig erkämpfen. Da ist es durchaus sinnvoll, wenn sich diese so kleinteilige wie vielfältige Filmszene einmal im Jahr zusammenschließt und während der Kölner Kino Nächte mit vereinten Kräften das spiegelt, was in dieser Stadt im Laufe des Jahres so alles über die Leinwand geht. Weil aber nicht jeder Kinofan geübt ist im Festivalbetrieb, wo man bisweilen vier oder mehr Filme am Tag verdauen muss, ist das Konzept der langen Nacht auf den gesamten Tag und außerdem auf ein verlängertes Wochenende ausgedehnt. So kann man vom 30. Juni bis zum 3. Juli viele cineastische Leckerbissen sehen, zwischendurch aber auch kurz verschnaufen und Tageslicht schnuppern, um sich danach in die nächste Vorstellung zu stürzen. Aber Vorsicht: Das endet dann auch mal mit der letzten Vorstellung um 2 Uhr Nachts und beginnt wieder um 11 Uhr am nächsten Morgen. An Highlights mangelt es dabei nicht.
Das Konzept bietet nach wie vor eine gute Mischung aus traditionellen Veranstaltungsreihen, die sich während der Kino Nächte mit besonderen, teils historischen, teils ganz aktuellen Leckerbissen präsentieren können, Initiativen und Festivals, die mit Perlen ihres Programms auf sich aufmerksam machen können und zahlreichen Previews und Premieren, wie sie auch über das ganze Jahr hinweg regelmäßig stattfinden. Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass die Vorstellungen von Gesprächen und Diskussionen mit Fachleuten oder den Filmemachern begleitet werden. Darüber hinaus gibt es immer auch ungewöhnliche Spielorte, die für die Zeit der Kino Nächte in einen Vorführsaal der besonderen Sorte verwandelt werden.
Die Eröffnungsveranstaltung präsentiert den Berlinale Gewinner „Nader und Simin – Eine Trennung“ von Asghar Farhadi. Ein großartiger Film, den man bei dieser Gelegenheit nicht nur vor dem offiziellen Kinostart, sondern auch in der angenehmen Atmosphäre des Innenhofs des Museums für angewandte Kunst sehen kann. Ein Publikumsmagnet wird wohl auch die kleine Science-Fiction-Reihe mit vier Klassikern des Genres sein: Kubricks „2001 – Odyssee im Weltraum“, Tarkowskis „Solaris“, John Carpenters Parodie „Dark Star“ und David Lynchs „Wüstenplanet“ sind zu sehen. Eine besonders lange Kinonacht wird die Präsentation von Lars von Triers Europa-Trilogie: Just an jenem Ort, wo seinerzeit von Triers Debüt in Köln anlief – in der Filmpalette – laufen dort direkt hintereinander jenes Debüt „Element of Crime“ von 1985 (nach dem sich kurz darauf eine deutsche Band benannte) sowie „Epidemic“ und „Europa“. Das ganze allerdings aus nicht bekannten Gründen in umgekehrter Reihenfolge. Auch Michael Hanekes Meisterwerk „Das weiße Band“ wird noch einmal mit anschließendem Filmgespräch mit der Editorin des Films – Monika Willi – zu sehen sein. Weitere rund 40 Programmpunkte an über 15 Spielorten präsentieren die Kölner Kino Nächte, darunter auch Vorstellungen in Bonn. Das Kombiticket, das ab Anfang Juni in allen beteiligten Kölner Kinos im Vorverkauf zu haben ist und mit dem man sämtliche Veranstaltungen besuchen kann, ist für zwölf Euro zu haben.
Das komplette Programm der Kölner Kino Nächte:
Donnerstag, 30.6.:
19.00: Rockabilly Ruhrpott (Odeon, Premiere mit Filmemachern)
20.00: Anduni - Fremde Heimat (OFF Broadway, Premiere mit Filmemachern)
21.00: Nader und Simin - Eine Trennung (Open Air im MAKK - Museum für Angewandte Kunst Köln, OmU)
21.30: Portraits deutscher Alkoholiker (hdak - Haus der Architektur Köln)
22.15: 2001 - Odyssee im Weltraum (Cinenova)
Freitag, 1.7.:
19.00: Le Tigre: On Tour (Filmforum, OV)
19.30: Naokos Lächeln (Weisshaus)
19.30: Meuterei auf der Bounty (Brotfabrik Bonn)
20.00: Beyond Gay: The Politics of Pride (Filmpalette, OV)
20.00: Was du nicht siehst (Cinenova, Premiere mit Filmemachern)
20.13: Außer Rand und Band - Rock around the Clock (Filmclub 813)
20.30: An Ecology of Mind (Filmforum, OmU)
21.00: Life in a Day - Ein Tag auf unserer Erde (MAKK, OmU)
22.00: Get Carter - Jack rechnet ab (Filmpalette, OmU)
22.00: #Urban 02 (MAKK, Videoprojektion auf Häuserfassaden)
22.15: Solaris (Cinenova)
22.30: Kamakia - Die Helden der Insel (Odeon, Premiere mit Filmemachern)
Samstag, 2.7.:
14.00, 15.00, 16.00, 17.00: KHM-Special 11. März 2011 (Kunsthochschule für Medien, Kurzfilmprogramm zur Atomenergie)
16.00: Der Heizer (Filmforum, OmeU)
18.00: Der Bettler vom Kölner Dom (Odeon, mit Gast)
18.00: House of Boys (Filmforum, OV)
19.00: Panzerkreuzer Potemkin (Brotfabrik Bonn)
20.00: Kleine wahre Lügen (OFF Broadway, OmU)
20.00: Company Men (Cinedom)
20.00: Frau ohne Gewissen (Filmforum)
20.00: Herzensbrecher (Filmclub 813, OmU)
20.00: Europa (Filmpalette)
21.00: Medianeras (MAKK, OmU)
22.00: Schlagerpiraten - The Girl can't help it (Filmclub 813)
22.15: Epidemic (Filmpalette, OmU)
22.15: Dark Star - Finsterer Stern (Cinenova)
0.30: The Element of Crime (Filmpalette, OmU)
Sonntag, 3.7.:
11.00: Nonni & Manni (Odeon)
15.00: Das weiße Band (Weisshaus, mit Editorin Monika Willi)
16.00: Soar - Lösen (Filmpalette, OmeU)
16.00: Käpt'n Blaubär (Brotfabrik Bonn)
20.00: Willkommen in Cedar Rapids (Cinedom)
20.00: Schlagerpiraten - The Girl can't help it (Filmclub 813)
21.00: Lebanon (MAKK)
22.15: Der Wüstenplanet (Cinenova)
Mehr Infos auch unter: www.koelner-kino-naechte.de
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