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Lauter Zauderer

28. Juli 2011

„Die Hamletmühle“ in der Orangerie - Theater am Rhein 08/11

Effizientes Entscheidungsmanagement hätte helfen können. Doch dann wäre Shakespeares Dänenprinz nicht als melancholischer Zögerer in die Weltliteratur eingegangen. Als einer, der sich zerreibt an offenen Fragen, von denen die zentralste zum geflügelten und reichlich abgenutzten Wort geworden ist: Sein, oder nicht sein. Selbiges steht auch im Mittelpunkt der „Hamletmühle“, einer Performance des Ensembles „Körperschafftklang“, die das Zerreiben buchstäblich betreibt. Bleistifte werden gespitzt, Papier geschreddert und ein Schleifstein gedreht. In einem Stundenglas verrinnt die Zeit. Die Sinnbilder für die Mühlen des Alltags unterstützen das Stimm-Theater der fünf Männer, das in jeder Vorstellung einem anderen Ablauf folgt.

Zu Beginn wird ein Satz Karten gemischt. Darauf finden sich kurze Überschriften, Stichworte für die zu spielende Szene. Und wie bei einem Gesellschaftsspiel wird Karte für Karte umgedreht und ausgeführt. Das Prinzip Zufall besitzt als inszenatorischer Grundgedanke großen Charme, birgt aber auch dramaturgische Fallstricke, wenn etwa die Reihenfolge der Szenen zu wenig Abwechslung bietet und kein Spannungsbogen entsteht.

Im Bestfall ergibt sich ein unerhört gutes akustisches Spektakel, das Hamlets Psychostruktur auf den Mann des 21.Jahrhunderts überträgt. Unter der künstlerischen Leitung von Ralf Peters hat das Ensemble Shakespeares Tragödie auf die Vater-Sohn-Beziehung befragt und in die Gegenwart weitergeschrieben. Die Geschichte selbst und auch die Unentschiedenheit Hamlets werden in Coaching-Vorträge für Führungskräfte umgemünzt. Entscheidungsfindung leicht gemacht. Diese eher humoristisch zu wertende Modernisierung trifft auf eine höchst artifizielle Ebene: Die vier Darsteller (Hans van Almsick, Bernd Blömer, Winni Heil, Ralf Peters) und ein Perfomer (gottgleich an seinem Schreibtisch: Michael Korneffel) nutzen ihre Stimmen wie Instrumente. Es entstehen Geräusche, Laute, Töne. Ein Lied, ein Dialogfragment. Ein Brief. Performt wird solo, im Chor, im vielstimmigen Kanon, während im Hintergrund der Schleifstein knirscht.

„Die Hamletmühle.“ Stimm-Theater-Performance des Körperschafftklang-Ensembles R: Ralf Peters | Orangerie – Theater im Volksgarten | 20.-22.10. je 20 Uhr, 23.10. 17 Uhr

SANDRA NUY

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