Krankheit ist teuer. Klistiere, Pülverchen, Aderlass – hier zehn Sous, dort 30 – nicht gerade wenig, was Apotheker und Arzt ihrem Patienten in Rechnung stellen. Doch Argan zahlt, wenn auch zähneknirschend. Schließlich ist er krank und bedarf der Heilung, oder etwa nicht? „Der eingebildete Kranke“ gehört sicherlich zu den populärsten Stücken von Molière. 1673 uraufgeführt, spielte Molière, selbst schwer lungenkrank, die Titelrolle, brach bei der vierten Vorstellung auf der Bühne zusammen und starb wenig später noch im Kostüm. Vielleicht das einzig standesgemäße Ende eines großen Komödianten.
Wie einst Molière ist auch Volker Lippmann Theaterdirektor, Schauspieler und Regisseur. Im Theater Tiefrot hat er nun – in Kooperation mit der Theaterakademie Köln – eine flotte Version des „Eingebildeten Kranken“ auf die Bühne gebracht und sich selbst als Hypochonder in Szene gesetzt. Aus Angst vor Zugluft trägt er immer ein Handtuch über den Kopf, weltabgewandt sitzt er mit dem Rücken zum Publikum in seinem Sessel, leidet und verleidet seiner Tochter Angelique das Leben. Sie hat sich in Cléanthe verliebt, doch sie soll einen Arzt heiraten. Oder ins Kloster gehen, damit das Erbe an die verlogene zweite Ehefrau fallen kann. Dienerin Toinette und Bruder Béralde setzen die Gegenintrige in Gang und überreden Argan, sich tot zu stellen, um die wahren Absichten der Familienmitglieder zu entlarven. Am Ende ist Argan selbst in einer kleinen Maskerade zum Doktor promoviert.
Lippmann lässt sich und seinen Darstellern den Raum, das possenhafte Potenzial des Stücks auszuspielen. Die Bühne ist durch einen Laufsteg verlängert – ein fabelhafter Catwalk für den weißen Bären, der zwischen den Akten seine Auftritte hat. In der Traumsymbolik gilt der Bär als Zeichen Besitz ergreifender Liebe und so geraten die surrealen anmutenden Zwischenspiele zum schönen Bild für die maßlose Ichbezogenheit des eingebildeten Kranken. Doch Toinette (bodenständig: Ulrike Wüsthof) kuriert ihn als falscher Arzt und hält mit gesundem Menschenverstand und vielen Schnäpschen die Fäden zusammen. Auf dass sich alles zum Guten wende.
„Der eingebildete Kranke“ von Molière | R: Volker Lippmann | Theater Tiefrot
Mi 13.7., Fr. 15.7., Sa. 16.7. je 20.30 Uhr | 0221 460 09 11
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