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"Bones" vom VRUM Collective
Foto: David Mihoci

Massage für Omas

13. Juni 2011

theaterszeneeuropa in Köln eröffnet - Theater am Rhein 06/11

Die Honoratioren der Kulturverwaltung und der Gastgeberländer haben Platz genommen, das Festival kann beginnen. Und was sehen sie? Eine Raummassage! Dennis Deter und Anja Müller aus Berlin verpassen der Studiobühne eine Spezialbehandlung unter dem Titel „The End of As We Know“. Die Wände werden abgeklopft, die Scheinwerfer gestreichelt, der Boden gerubbelt, frische Luft wird eingepustet und am Schluss soll der geschundene Theaterraum wieder neue Energien aufnehmen. Eine schlitzohrige Feng-Shui-Aktion, die von den Berliner Choreographen des Zentrum K3 zur Eröffnung des Kroatisch-Serbisch-Deutschen-Festivals in der Reihe theaterszeneeuropa in Köln präsentiert wurde. Die Studiobühne zeigt in diesem Jahr über acht Tage hinweg Freie Theaterproduktionen von gleich drei Nationen.

Humor besaß die über die Maßen gutwillige Heilung des Bühnenraums durchaus, nur ein bisschen wenig Theater wurde dabei geboten. Eigenwillig auch „Bones – eine Hommage an zwei Omas“ des VRUM Collectives. Zwei junge Frauen stellen Fragen an ihre Großmütter, die ihr Frauenleben im Westen der Nachkriegsjahre bzw. im Sozialismus verbracht haben. Jule Flierl und Sanja Tropp Frühwald aus Düsseldorf und Zagreb tanzen und bauen eine Mauer aus Kartons, auf deren einzelne Teile immer wieder Bilder der alten Frauen projiziert werden, die zeigen, dass man offenbar auch im Alter ziemlich glücklich aussehen kann.

Aber wie war das damals mit den Abtreibungen, dem ersten Freund und der Liebe? Fragen, die im Raum verhallen. Fast nichts erfahren wir aus dem Leben der Omas. Es ist mehr die Geste der jungen Fragenden, die hier ausgestellt wird und auf die Gesichter der Alten prallen, die undurchdringlich wie lächelnde Sphinx-Gestalten bleiben. Wenig Inhalt, viel Umräumen auf der Bühne und ein effektvolles Spiel mit Bildern und Musik. Theater wird zum Experimentierfeld für überraschende, visuell gestaltete Situationen, die Tanz und Videokunst miteinander verbinden. Auch wenn dem Thema der Hommage schon bald die Luft ausging, die Stimmung am Eröffnungstag des Festivals war prächtig, die Raummassage hat ihre mentale Wirkung offenbar nicht verfehlt.

„theaterszeneeuropa“ I 11.-18.6. I Studiobühne Köln I 0221 470 4513
www.studiobuehne-koeln.de

Thomas Linden

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