Gabriel Möhring, geboren 1986 in Basel, absolvierte 2011 an der Züricher Hochschule der Künste seinen Bachelor in Mediale Künste. 2013 folgte sein MA in Animation an der Hochschule Luzern für Design & Kunst. Für seinen Animationskurzfilm „IOA“ wurde ihm am 5. November im Cinenova bei der Preisverleihung des internationalen Kurzfilmwettbewerbs „kurzundschön“ von Wolfgang Niedecken der choices-Preis übergeben. Der Film wird demnächst in einem Kölner Kino als Vorfilm zu sehen sein.
choices: „IOA“ zeigt fünf Köpfe in einer pneumatischen Sprechmaschine. Die Köpfe reden über den Zwang ihrer Arbeit. Wie kamen Sie auf die Grundidee?
Gabriel Möhring: Ich habe während der Ausbildung in einem großen Supermarkt an der Kasse gearbeitet und kam mir dabei zunehmend wie ein Hybrid aus Mensch und Maschine vor. Der Filialleiter hat uns gelobt, weil wir alle ein funktionierendes Zahnrad in einem Uhrwerk seien. Diese Erfahrung hat mich inspiriert zu meinem Film mit der Mensch-Maschinen-Thematik: Die Maschine beklagt sich, dass sie als Arbeitsinstrument ge- bzw. missbraucht und auf seine Arbeitsleistung reduziert wird.
„IOA“ wurde in Stop Motion-Technik realisiert. Können Sie etwas zur technischen Umsetzung sagen?
Die Maschine habe ich zusammen mit der Modellbauerin Elena Haller gebaut. Die Köpfe bestehen aus Schaumlatex, in den Lippen ist Draht und die Zähne sind mit einer Armatur befestigt. Das wurde dann mit 24 Bildern pro Sekunde animiert. Normal werden 12 Frames animiert und dann gedoppelt. Mit 24 Bildern hat man zwar mehr Arbeit, aber die Bewegungen sind viel flüssiger und man kann feinere Nuancen einbauen. Die von mir verfassten Dialoge wurden mit dem Schauspieler Peter Fischli schon vor der Animation aufgenommen und die Maschine dementsprechend animiert. Der Film ist eigentlich ein Teaser zu einem längeren Projekt, das ich noch plane.
Kurzfilme haben anders als lange Kinofilme kaum Möglichkeit, sich zu refinanzieren. Da ist ein Filmpreis sicher willkommen ...
Das ist natürlich eine Bestätigung, weil es eine unabhängige Bewertung meiner Arbeit ist. Für mich ist es auch ein wichtiger beruflicher Schritt, für internationales Publikum zu arbeiten. Das habe ich mit diesem Film glücklicherweise das erste Mal erreicht. Er lief mittlerweile weltweit auf über 50 Filmfestivals, darunter viele der bedeutendsten Animationsfilmfestivals, beispielsweise in Annecy, Rio de Janeiro, Melbourne, London und Stuttgart. Das Hauptziel ist natürlich, dass der Film Menschen erreicht und berührt.
„IOA“ ist ein experimenteller Animationskurzfilm. Haben Sie schon eine Vorstellung, in welchem Bereich Sie sich langfristig positionieren wollen – Kino, Kunst oder Werbung?
Mich zieht es ganz klar in Richtung Film. Momentan arbeite ich gerade für einen schweizerisch-französischen Stop-Motion Kinofilm.Bei meinem Studium der Medienkunst habe ich aber gelernt, dass ich zuerst überlegen muss, was ich erzählen möchte, und erst im zweiten Schritt darüber nachdenken sollte, mit welchem Medium ich das am besten transportieren kann.Ich möchte weiter eigene Filme machen, aber auch einen Fuß in der Filmindustrie halten, weil ich diese Erfahrung sehr spannend finde und das ein guter Ausgleich ist. Ich arbeite auch gerne für andere, wenn mir das Projekt gefällt.
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