Manchmal sind die einfachen Bilder die komplexesten. Die Fotografien, welche die Photographische Sammlung im Mediapark in ihrer Ausstellung „New Topographics“ zeigt, gehören dazu. Aufgenommen in den 1970er Jahren in den USA und fast durchweg in schwarz/weiß, sind sie ausgesprochen neutral, eher unspektakulär im Ausschnitt und in der überschauenden Perspektive. Auch in ihren Motiven sind sie alles andere als außergewöhnlich. Zu sehen sind Industriebauten oder Zeilen mit Wohnhäusern oder vereinzelte Motels, teils noch mit den (geradezu leergefegten) Straßen davor, immer aber mit ihrer landschaftlichen Umgebung, die einmal mehr, einmal weniger dominiert. Und doch liegen den Aufnahmen, die von neun Fotografen stammen, bestimmte Herangehensweisen zugrunde. Ein besonderer Blick, der sich ganz auf das Spezifische vor Ort konzentriert, dessen Eigenschaften destilliert und dabei Hinweise auf die Bewohner liefert, die selbst nicht zu sehen sind.
Die Ausstellung in der SK Stiftung Kultur ist die (verknappte) Rekonstruktion der Ausstellung „New Topographics: Photographs of a Man-altered Landscape“, die 1975 im George Eastman House in Rochester veranstaltet wurde. Beteiligt waren u.a. Robert Adams, Lewis Baltz, Stephen Shore sowie als einzige Nicht-Amerikaner Bernd und Hilla Becher, die mit ihren reihenden Verfahren zwischen Concept- und Minimal-Art in diesen Jahren aber in Amerika präsent waren.
Die Ausstellung „New Topographics“ nun war eine Sensation, etwas Neues, weil sie die heroisierende Sicht amerikanischer Fotografen auf die Landschaft ablöste und stattdessen die Eingriffe der Zivilisation zeigte und damit Fotografie als subtile Kritik einsetzte. Und, aus heutiger Sicht, die Aufnahmen sind zudem als Dokumentation von Interesse, sie vermessen das Land und arbeiten das Typische etwa in der Architektur heraus. Dass einige der damals beteiligten Fotografen heute weltberühmt sind und mit den damaligen frühen Beiträgen schon eigene Statements entwickelt haben, trägt mit zur Bedeutung der Ausstellung bei – und ihrer Rekonstruktion im Rahmen einer Ausstellungstournee, die aktuell in Köln hausiert.
Vor Ort in Köln
Das Dokumentarische, Verdeutlichende in der Bannung von Architektur, womit zugleich der Ort selbst geklärt wird, findet sich noch bei einer recht anderen Ausstellung in Köln. Im Kölnischen Stadtmuseum ist in vielerlei Ansichten der „kolossale Geselle“ zu sehen. Der Titel ist Heinrich Heines „Wintermärchen“ entlehnt, und gemeint ist der Kölner Dom. Die Schau im Stadtmuseum geht seiner Baugeschichte mitsamt den Baustopps und den Initiativen zur Vollendung durch die Jahrhunderte hinweg nach. Sie umfasst den Zeitraum vom Baubeginn 1248 bis zum Jahr 1842, in dem die Fertigstellung des unvollendeten Domes endgültig in Angriff genommen wurde; bis 1880 war dies dann vollzogen.
Damit stellt diese Ausstellung den Dom vor dem Dom vor, anhand von Aufrissen, Zeichnungen, Malereien und Relikten aus den verschiedenen Bauphasen sowie Objekten, die ebenso wie die graphischen Mappen der Bürgerschaft halfen, den Fortgang der Arbeiten voranzutreiben. Zugleich liefert die Präsentation zum Kölner Dombau Hinweise auf die Geschichte des deutschen Reiches, auf die Stellung der Kirche in diesem und die wechselnde Symbolik des Doms durch die Jahrhunderte. Aber es sind doch die feinen Zeichnungen, die über das Kulturhistorische hinaus den eigentlichen Reiz ausmachen.
Zu sehen sind vor allem idealtypische Schilderungen von draußen, die etwa auch den Baukran auf dem (später abgebauten) Südturm – das damalige Wahrzeichen Kölns – zeigen. Und Darstellungen des Innenraums, schon der Seitenschiffe, die hier steil aufragen und noch die architektonische Leistung ahnen lassen und dabei ein Gefühl für die Größe und Mächtigkeit dieser gotischen Kathedrale, ihre Harmonie und ihren Gleichklang aller Elemente vermitteln... Nicht ohne Ehrfurcht kehrt man aus der eigentlich sehr nüchternen, dabei akribisch aufbereiteten Ausstellung heraus. Und entdeckt vielleicht weitere, zusätzliche Zugänge für die „New Topographics“ in der SK Stiftung Kultur.
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