IInsa Wilke verlässt das Literaturhaus Köln. Vor zwei Jahren übernahm die Literaturwissenschaftlerin aus Berlin die Programmleitung in der Schönhauser Straße von Thomas Böhm, der das Programmprofil über elf Jahre hinweg geprägt hatte. „Ich möchte mich beruflich in eine andere Richtung entwickeln und deshalb lässt sich meine neue Tätigkeit nicht mit der Arbeit im Literaturhaus vereinbaren. Es haben sich Möglichkeiten für mich eröffnet, die ich ergreifen will“, sagt die 33-Jährige. Konkreter möchte sie nicht werden.
„Mit Bettina Fischer, der Geschäftsführerin des Literaturhauses, habe ich eine neue Linie aufbauen können, an die sich in Zukunft anknüpfen lässt“, erklärt Insa Wilke, die noch bis zum 30. Juni das Programm betreuen wird. Ihre Verdienste um das Profil des Hauses sieht sie vor allem in der Tatsache, dass sich der Publikumszuspruch innerhalb der Generationen breiter entwickelt hat. Junge Leute konnten zusätzlich durch das Late Night-Format des Literaturhauses angelockt werden. Vor allem jedoch ist das Programm intellektueller und politischer geworden. Ein Akzent, der im letzten Jahr spürbar die Veranstaltungslandschaft mit den Diskussionen um den Gegenwartsbezug der aktuellen Deutschen Literatur geprägt hat. Noch deutlicher trat er mit den Lesungen zum Arabischen Frühling zutage. Insa Wilke begann die Weichen für das Literaturhaus neu zu stellen. So hat sie das Haus in einer Entwicklung eingebunden, in der es stärker als ein Forum genutzt wird, in dem aktuelle politische Themen kommuniziert werden können. Eine Rolle, die in diesem Sinne keine andere Institution in der Stadt bisher auszufüllen vermochte.
Sie selbst sieht sich auf diesem Kurs bestätigt, wenn sie sagt, „ich habe viel Offenheit in der Stadt erfahren und glaube, dass man mit der Vernetzung der Kultur in Köln noch viel bewegen kann“. Das Potential für den neuen Zuschnitt des Hauses liegt für Insa Wilke beim Publikum. „Die Autoren, von denen viele internationales Format besaßen, haben mir immer wieder gestanden, wie überrascht sie vom Interesse und der Konzentration des Publikums in Köln sind“. Darauf lässt sich wohl aufbauen, zumal der langjährige Zwist zwischen Literaturhaus und lit.Cologne beigelegt werden konnte. Auch daran wird man sich in Zukunft erinnern, wenn in Köln der Name Wilke fällt.
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