Kinobetreiber Christian Schmalz lässt auch selbst mal den Gong ertönen, bevor es dunkel wird im Saal und sich der Vorhang öffnet: Vorbei am eigenen Biergarten im begrünten Hinterhof der Zülpicher Straße 24 liegt das „Off Broadway“. Die zwei Kinosäle bieten mit Dolby Digital Ton von Normalformat bis Cinemascope Platz für bis zu 240 Besucher.
Christian Schmalz, der mal an der Kinokasse oder bei einem persönlichen Gespräch am Tresen den Kontakt zu seinem Publikum pflegt, hat sich mit seinem Arthauskino „inhaltlich und ästhetisch anspruchsvollen Filmen“ verschrieben und wendet sich mit seinem Programm an Cineasten und Fans der Filmkunst. Das Konzept hat Tradition: Seit den 1960ern richtet das damalige Kino „Lupe“ sein Programm auf neue Filmkunst aus, wird Programmkino und in den 80ern zum „Off Broadway“. Seit der Modernisierung und Wiedereröffnung 2000 werden zudem wöchentlich ambitionierte Filme aus aller Welt in der Reihe „allerweltskino“ gezeigt. Ausgewählte Filme sind in der untertitelten Originalfassung vor ihrem Bundesstart in den regelmäßig stattfindenden takeOFF-Previews in Zusammenarbeit mit choices zu sehen oder in Previews und Premieren in Zusammenarbeit mit Kultureinrichtungen, wie dem Institut Français de Cologne und dem Italienischen Kulturinstitut. Kooperationen mit Kölner Filmschulen, bei denen nicht selten die Filmemacher anwesend sind, runden die cineastische Palette ab. Ein weiteres Programmhighlight sind die monatlich stattfindenden „Filmpsychologischen Betrachtungen“ - eine sehr gut besuchte Filmreihe, bei der die Filme im Anschluss an die Vorstellung mit Mitgliedern der Psychoanalytischen Arbeitsgemeinschaft Köln-Düsseldorf analysiert werden.
Auf die Frage was Kino für ihn besonders macht, erfährt man von Christian Schmalz folgendes: „Kino ist eine eigene Kunstform und durch andere Medien nicht ersetzbar. Kino ist gemeinschaftliches Erleben. Und Kino ist authentisch.“ Kinofilme würden schließlich ohne Pause-Taste und Werbeunterbrechung gespielt. Das Publikum sei fixiert auf die Vorstellung, nicht umgekehrt. Außerdem sei Kino nach wie vor eine der günstigsten Kulturveranstaltungen und erfülle dennoch eines der wesentlichen Anliegen der Kunst: Emotionen frei setzen.
Seine Besucher bezeichnet Christian Schmalz als ein neugieriges, erwachsenes Publikum, ohne die Jugend damit auszuschließen. Und auch den älteren Kinofans bietet der Kinobetreiber mit einer liebevollen Einrichtung, der zentralen Lage und nicht zuletzt mit verspielter Unterstützung der Hinterhofkatze „Muckel“ eine vertrauliche Atmosphäre für das besondere Kinoerlebnis.
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