Mittwoch, 14. Dezember: Vom 15. bis 18. Dezember 2011 fand in der internationalen filmschule köln (ifs) ein Workshop zum Thema Synchronisation statt. Schon am Vorabend lud man ins Filmforum, wo nach dem Screening des Jason-Reitman-Films „Up in the Air“ im Anschluss mit der deutschen Sprecherin von Vera Farmiga, Claudia Urbschat-Mingues, und dem Synchronregisseur Bernd Nigbur diskutiert wurde. Urbschat-Mingues, die man vor allen Dingen als Stimme von Angelina Jolie, Jennifer Connelly oder Jada Pinkett Smith im Ohr haben dürfte, erzählte, wie sie für „Breaking the Waves“ im Alter von immerhin schon 27 Jahren ihre ersten Sätze im Synchronatelier eingesprochen hatte. Dass die Arbeit im dunklen Gewerbe nicht unbedingt der Traumjob ist, den man sich als Berufsziel wünscht, unterstrich Nigbur durch einen schönen Vergleich: „Niemand will Co-Pilot werden, jeder träumt von einem Job als Pilot.“
Dennoch macht beiden ihre Arbeit im Synchronbereich Spaß, beide sind weitgehend zufrieden mit dem Verlauf ihrer Karrieren. Nigbur kam nach einem Filmstudium durch Rohübersetzungen zum Schreiben von Synchronbüchern und schließlich zur Synchronregie. Claudia Urbschat-Mingues übernahm nach einem Schauspielstudium erste Theaterrollen, fand aber schon bald im Synchrongewerbe ein Standbein. Unzufrieden zeigten sich die beiden Gäste im Filmforum über den Stellenwert der Synchronisation hierzulande. „Die Produktion einer kompletten Filmsynchronisation ist genauso teuer wie das Catering bei der Premierenfeier des Films“ erläutert die Schauspielerin die fragwürdige Verteilung der entsprechenden Gelder. In den letzten 25 Jahren haben sich die Preise im Synchronbereich eigentlich nicht weiterentwickelt. Abgerechnet wird nach Takes (kurze Sequenzen, die aus wenigen Sätzen bestehen), die im Schnitt 3 Euro einbringen. Mehr als 30 Takes pro Stunde sind kaum zu schaffen, „200 Takes am Tag sind schon eine sportliche Höchstleistung.“
Die Konkurrenz ist insbesondere im Animationsfilmbereich groß, weil dort in den letzten Jahren verstärkt prominente Sprecher eingesetzt werden. Deren Gage wird aber nicht aus dem Synchrontopf bezahlt, sondern entstammt dem ungefähr zehnmal so großen Post-Produktions-Budget eines Films. Dennoch kann es, wie bei „Madagascar“, vorkommen, dass einer Promi-Sprecherin wie Anke Engelke selbst eine aus dem Marketingtopf finanzierte Gage in Höhe von rund 20.000 Euro noch nicht groß genug ist. Dadurch musste man für die deutsche Stimme der im Original von Jada Pinkett Smith gesprochenen Nilpferddame Gloria auf den letzten Drücker doch wieder auf deren deutsche Stammsprecherin zurückgreifen. Für Claudia Urbschat-Mingues wurden die dafür eingeplanten knapp 600 Euro Gage schließlich aus dem Synchrontopf berappt.
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