Filmburg Nippes, Die Kurbel Bickendorf, Panoptikum Lichtspiele Ehrenfeld … nie von gehört? Die Programmkinos im Stadtgarten und dem Unicenter … kennen Sie auch nicht? Sie gehören zu den unzähligen Kinos, die es in dieser Stadt einmal gab und die längst vergessen sind. In den 50er Jahren gab es neben großen Kinos wie den Hahnentor-Lichtspielen, dem UFA-Palast und den anderen Ring- und Innenstadtkinos auch noch unzählige Stadtteilkinos. Ganze 84 Kinos soll es im Köln der 50er Jahre gegeben haben. Das ergibt die jahrelange Forschungsarbeit des Projektes „Köln im Film“ von FilmInitiativ. Dass Köln heute nur noch knapp ein Dutzend Kinos vorweisen kann, hat viele Gründe. Sie reichen vom Heimkino über die Immobilienpreise bis zum veränderten Freizeitverhalten. Die derzeitige Situation ist auch in Anbetracht der veränderten Rahmenbedingungen nicht vergleichbar. Neben dem Bemühen um die aktuell bestehende Kinokultur in Köln – das machen wir hier jeden Monat – ist aber auch eine Rettung der Kölner Kinogeschichte eine wichtige Aufgabe, gerade in einer Stadt, die sich beim Schutz des historischen Erbes nicht gerade mit Ruhm bekleckert, seien es Gebäude, Institutionen oder „nur“ die Archive, die deren Andenken erhalten.
Das Kölner Kinogedächtnis zu erhalten, hat sich der Verein FilmInitiativ, der ansonsten vor allem mit gut kuratierten Filmreihen und Festivals die aktuelle Kölner Filmlandschaft bereichert, mit dem Projekt „Köln im Film“ zur Aufgabe gemacht. Auf der gleichnamigen Webseite arbeitet man an einer Filmdatenbank von in Köln gedrehten Filmen und einer Geschichte der Kölner Kinoszene. Das kleine Festival „Kinogeschichte(n) – in Köln und aus aller Welt“ liefert nun vom 8. bis 10. Oktober einen kleinen Rückblick im Kino des Filmclub 813 in der Brücke. Der Ort, sonst vom Filmclub mit seinem Programm bespielt, könnte nicht besser auf das Thema einstimmen. Denn die Brücke – ehemals British Council – gehört ebenso wie die Hahnentor Lichtburg, die 1986 dem Neubau der Stadtsparkasse weichen musste, zu dem von Wilhelm Riphahn konzipierten Straßenzug zwischen Neumarkt und Hahnentor. Und so steht im Mittelpunkt des Wochenendes eine Stadtführung. Am Samstag, 9. Oktober von 15 bis 18 Uhr erzählt Ana Maria Bermejo entlang der ehemaligen Kinomeile am Ring zwischen dem Theater am Rudolfplatz und dem Residenz von alten, ehrwürdigen Kinos, ihrer außergewöhnlichen Architektur, von tragischen Schließungen und profaner Neunutzung durch Supermärkte oder Schnäppchen-Shops. Ein Filmprogramm im Kino in der Brücke stimmt zuvor auf die Führung ein (Führung nur nach vorheriger Anmeldung). Daneben werden von Freitag bis Sonntag Filme über das Kinomachen gezeigt – zum Beispiel Wim Wenders‘ Klassiker „Im Lauf der Zeit“ oder die Dokumentation „Comrades in Dreams“, die Kinomacher in Asien, Afrika, Indien und Nordamerika portraitiert. Deren Arbeit – mal unter freiem Himmel, mal als Propaganda-Institution – könnte genau wie die Filmauswahl nicht unterschiedlicher sein, allein ihr Enthusiasmus für die Filme ist ihnen gemein. Ein Kurzfilmprogramm widmet sich schließlich den Filmvorführern. Dass in dem für den gemeinen Zuschauer unsichtbaren Vorführraum – dem Herz jedes Kinosaals – so allerlei passieren kann, zeigen diverse Kurzfilme, unter anderem der 45minütige „Sherlock Jr.“ von Stummfilmstar Buster Keaton aus dem Jahr 1924. Der Film begleitet einen eingeschlafenen Filmvorführer, der im Traum in den projizierten Film einsteigt und sich hilflos in dessen Schnittfolgen verirrt. Ein frühes, selbstreflexives Meisterwerk der Kinogeschichte.
„Kinogeschichte(n) – in Köln und aus aller Welt“: 8.-10.10. I Kino in der Brücke I www.koeln-im-film.de
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