Der erste große Auftritt der Nachwuchsband „Systemfehler“ steht unter keinem guten Stern. Kurz, nachdem Dan Biermann (Matthias Koeberlin) die Jungs der kreischenden Meute angekündigt hat, bricht Sänger Max (Tim Oliver Schultz) den Song „Wenn Inge tanzt“ einfach ab. Zuviel ist in seinem Leben gerade passiert, er hat die bewusste Inge (Paula Kalenberg), um die herum er den Song geschrieben hatte, zu sehr gekränkt. Die Szene wird mit einem Aufgebot von rund 300 Statisten gerade im Müngersdorfer Party- und Eventzentrum „Die Halle Tor 2“ gedreht, aber Regisseur Wolfgang Groos ist mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden. Fünf-, sechsmal müssen die Schauspieler und Statisten wieder auf Anfang, bis der Filmemacher („Hangtime – Kein leichtes Spiel“) mit dem Ergebnis zufrieden ist. Immerhin hat er den Ehrgeiz, die Szene in einem Take und mit einer Kamerafahrt mit Fokus auf den die Bühne verlassenden Max durchzuziehen.
Auch der Film, der hier in einer rund siebenwöchigen Drehzeit in und um Köln entsteht, trägt den Arbeitstitel „Wenn Inge tanzt“. Der ersten Kinoproduktion der neu gegründeten Splendid Produktion GmbH, einer hundertprozentigen Tochter der Splendid Medien AG, liegt nach Meinung sämtlicher Beteiligter ein exzellentes Drehbuch zugrunde. Für die Produzenten Andreas Klein und Sandro Lorino war schnell klar, dass dieser Stoff den Einstieg ihrer neu gegründeten Produktionsfirma ins Kinogeschäft markieren soll. Bislang haben sich die Wahlkölner in erster Linie als Verleiher oder Koproduzenten („The Expendables“, „Traffic – Die Macht des Kartells“) einen Namen gemacht. Auch Hauptdarstellerin Paula Kalenberg ist voll des Lobes: „Hier ist es mir zum ersten Mal passiert, dass ich beim Lesen des Drehbuchs laut lachen musste. Dabei sind Drehbücher doch eigentlich immer sehr trocken.“
Selbst für Peter Kraus, Rock’n’Roll-Legende der Deutschen, der mehr als 17 Millionen Tonträger verkaufte und seit fast 60 Jahren auf der Bühne steht, war das Drehbuch von Thomas Winkler, Rainer Ewerrien und David Ungureit ausschlaggebend, die Rolle des Onkel Herb zu übernehmen. „Rollen als Schlagersänger bekomme ich oft angeboten, das lehne ich jedoch meistens ab. Aber die Rolle hier hat so gar nichts mit mir zu tun, deswegen hatte ich Lust, das mal zu spielen.“ Einige Wände der „Halle Tor 2“ sind mit unechten Goldenen Platten und herrlich schrägen Fotos von Schlagerikone „Herbert König“ (Peter Kraus) dekoriert, deren liebevollen Detailreichtum man im fertigen Film sicherlich gar nicht mehr erkennen wird. Damit wird aber umso deutlicher, wie viel Herzblut hier in ein Projekt gesteckt wird, das mit Unterstützung der Film- und Medienstiftung NRW und der FFA voraussichtlich noch bis 6. November gedreht wird. Als Kinostart hat man grob den Frühling 2013 ins Auge gefasst.
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