Ungewöhnlich ist gleich zweierlei am ersten Langfilmprojekt der ifs-Absolventin Tina von Traben: Die Filmemacherin hat sich entschlossen, mit einem Kinderfilm zu debütieren, was in vielerlei Hinsicht deutlich schwieriger ist, als die Produktion eines Films für Erwachsene; zum anderen hat sie sich für einen Originalstoff entschieden, also keine Kinderbuchadaption, die schon auf eine feste Fanbasis und bekannte Filmfiguren vertrauen könnte – ein zusätzliches Risiko. Doch wenn man die lockere und fröhliche Stimmung am Set neben der MSV-Arena in Duisburg miterleben kann, braucht man sich über das Gelingen des Films keine allzu großen Sorgen mehr zu machen. Zudem hat man sich einen schmissigen Titel einfallen lassen, der allein schon bei den meisten jungen Menschen der Zielgruppe auf offene Ohren stößt und ihnen das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt: „Pommes Essen“.
Smudo spielt den Bösewicht
Im Film wird es um den Konkurrenzkampf zwischen einem Geschwisterpaar gehen, die die Imbiss-Tradition ihres Vaters auf unterschiedliche Weise fortführen: Frieda (Anneke Kim Sarnau) kennt das legendäre Currysaucen-Rezept ihres Vaters und hat dessen Pommes-Bude „Freys Feyner Imbiss“ übernommen. Ihr Bruder Walther (Smudo) hat sich ein Fast-Food-Imperium aufgebaut und würde über Leichen gehen, um an das väterliche Rezept für die leckere Currysauce zu gelangen. Smudo, Gründungsmitglied der Rap-Band „Die fantastischen Vier“, hat schon in Musikvideos erste Erfahrungen als Schauspieler gesammelt, die er in den vergangenen Jahren mit seinen Rollen in den „Vorstadtkrokodile“-Filmen ausbauen konnte. „Ich bin immer gerne bereit, an meinen Fähigkeiten zu arbeiten. Das Buch hat mir gleich gut gefallen. Es ist eine schön einfache Geschichte über die Gefühle der Kinder, die in Duisburg spielt. Ich bin darin der Bösewicht, aber ich kenne keinen, dem es nicht Spaß macht, den Bösewicht zu spielen!“ Zwischen seinem Hauptberuf als Musiker und dem Nebenberuf als Schauspieler kann Smudo aber kaum Gemeinsamkeiten erkennen. Für ihn sind das zwei komplett konträre Berufsbilder. „Während ich als Künstler komplett frei bin und selbst ganz eigene Ideen entwerfe, bin ich als Schauspieler ein Interpretierer von anderen Kreativen. Ich spiele dann etwas, was ich vielleicht selber gar nicht bin, oder ich spreche und spiele etwas, was ich selbst gar nicht geschrieben habe.“
Thekla Carola Wied in einer Kinorolle
Als Joker im innerfamiliären Konkurrenzkampf erweist sich eine rüstige Schrottplatzbesitzerin, die Kroatin Besjana. Gespielt wird diese Rolle von der 67jährigen Thekla Carola Wied, die einem breiten Publikum wahrscheinlich noch immer durch ihre Hauptrolle in der ZDF-Erfolgsserie „Ich heirate eine Familie“ (1983-86) am bekanntesten sein dürfte. Dabei ist es Wied nicht sonderlich schwer gefallen, sich für die Rolle einen kroatischen Akzent anzutrainieren. Wesentlich fordernder war da schon die Tatsache, dass die Schauspielerin, die privat noch nicht einmal Auto fährt, als Besjana im Film sogar Lastwagen steuern muss. Auch das Schweißen musste ihr für die Rolle noch professionell beigebracht werden. Dass sie nichtsdestotrotz Spaß hat an ihrem Part in „Pommes Essen“, war ihr beim Setbesuch deutlich anzumerken. Für Thekla Carola Wied ist es übrigens die erste Kinorolle seit ihrem Debüt im Gustav-Ehmck-Film „Spur eines Mädchens“ aus dem Jahr 1967. Obwohl sie dafür direkt mit dem Bundesfilmpreis in Gold als „Beste Hauptdarstellerin“ ausgezeichnet wurde, konzentrierte sie sich in den folgenden Jahrzehnten auf ihre Theater- und Fernseharbeit. Ihren ersten Leinwandauftritt nach 45 Jahren wollen die Produzenten von „Pommes Essen“ im kommenden Jahr zunächst auf Filmfestivals schicken und anschließend dann regulär bundesweit in den Kinos auswerten.
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