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Schilf - Alles, was denkbar ist, existiert

Schilf - Alles, was denkbar ist, existiert
D 2011, Laufzeit: 90 Min., FSK 12
Regie: Claudia Lehmann
Darsteller: Mark Waschke, Stipe Erceg, Bernadette Heerwagen, Nicolas Treichel, Sandra Borgmann, Bernhard Conrad
>> www.schilf.x-verleih.de/

Rätselhafter Thriller

Weltflucht
„Schilf
von Claudia Lehmann

Parallelwelten, Kosmen, in denen wir noch einmal leben – ebenso oder eben anders: In der Science Fiction sind solche Ideen populär und werden mitunter durchaus originell weitergedacht, im Kino durfte die Enterprise so manche gewitzten Abenteuer im Gestern, Morgen und im zweiten Heute erleben. Anders ist das (noch) in der nonfiktionalen Wissenschaft, die solche Theorien aufstellt, sie aber auch bewiesen sehen will.

Sebastian (Mark Waschke, „Unter dir die Stadt“) ist Physikprofessor und hat sich auf die Viele-Welten-Theorie eingeschossen. Verbissen arbeitet er daran, einen Beweis für die viel belächelte Hypothese zu finden. Sein langjähriger Kumpel Oskar (Stipe Erceg, „Der Baader Meinhof Komplex“), der es zur Professur für theoretische Physik am CERN-Institut in Genf gebracht hat, hält Sebastian in diesem Zusammenhang für einen Spinner, stempelt ihn als Populärwissenschaftler ab. Sebastian bleibt hartnäckig: Damit er in Ruhe forschen kann, begibt sich seine Frau Maike (Bernadette Heerwagen, „Die kommenden Tage“) auf Urlaub in die Berge, seinen Sohn Nick will er im Ferienlager absetzen. Doch auf dem Weg dorthin verschwindet der Junge. Kurz darauf erhält Sebastian merkwürdige Anrufe, ein Zeitmaschinenmörder treibt sein Unwesen, ein Nebenbuhler umgarnt seine Frau, und zu allem Überfluss erscheint ein merkwürdiger Unbekannter namens Schilf. Sebastian verliert die Kontrolle und sucht verzweifelt Antworten auf die verwirrenden Ereignisse – und auf seine fatalen Taten, die er schon bald folgen lässt.

Regisseurin Claudia Lehmann ist Physikerin. Doch die Filmemacherin glaubt ebenso daran, „dass es Dinge gibt, die man mit dem gesunden Menschenverstand nicht plausibel erklären kann“. Der Spielfilm bietet sich ihr nun als ideales Medium an, beides miteinander zu verbinden. Ihr Drama, mit dem sie den Roman „Schilf“ von Juli Zeh adaptiert, bettet die spannenden Theorien paralleler Welten in einen albtraumhaften Thriller mit Mystery-Elementen, der dabei aber auch nicht zwischenmenschliche Konflikte außer Acht lässt. Sie erzählt von einer unglücklichen Liebesgeschichte, von zwei Männern, die versuchen, die Welt zu erklären. Zwei Konkurrenten, beide auf der Suche nach der Weltformel, jeder auf seine Weise: Sebastian über die Viele-Welten-Theorie, Oscar über die Quantenphysik. Der Film erzählt auch von der Wahrnehmung der Zeit, von Einstein und Doublethink. Physikalische Begrifflichkeiten, eingebettet in einen trivialen, aber spannenden Rahmen, in dem es ebenso um Schuld geht wie um Eifersucht. Inszenatorisch überzeugt die Übertragung der spannenden physikalischen Thesen in den Spielfilm nicht durchgehend. Der Zuschauer muss so einige Puzzleteile selbst zusammenfügen und hat nach dem Abspann vielleicht noch was zu knabbern. Das kann aber eben auch den Reiz ausmachen. Claudia Lehmann beweist jedenfalls, dass man für die Reise in die Parallelwelt nicht durchs Weltall fliegen muss.

(Carla Schmidt)

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