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Weil ich ein Mädchen bin

Weil ich ein Mädchen bin
USA 1999, Laufzeit: 81 Min., FSK 12
Regie: Jamie Babbit
Darsteller: Natasha Lyonne, Cathy Moriarty, Bud Cort, Mink Stole, RuPaul, Clea DuVall, Eddie Cibrian, Julie Delpy, Michelle Williams, Melanie Lynskey

Sie wolle bloß normal sein, sagt die 17jährige Megan (Natasha Lyonne) zur gestrengen Miss Brown (Cathy Moriarty), die darauf hin ein zufriedenes Lächeln aufsetzt, denn genau das wollte sie hören. Für die Mittfünfzigerin bedeutet normal in erster Linie heterosexuell zu sein. Und Megan ist genau dies nicht - behauptet zumindest ihre nächste Umgebung. Ein paar Ungereimtheiten haben ausgereicht, um Megan dem Verdacht auszusetzen, sie sei lesbisch: ein Pin-up-Girl im Spind, vaginales Patschworkmuster auf dem Bett, Melissa Etheridge an der Wand. Ehe sie protestieren kann, wird die Blondine in ein Umerziehungscamp namens "True Directions" verfrachtet, ein bonbonfarbenes Puppenhaus für sexuell desorientierte Jugendliche. Dort gilt es, in fünf Schritten auf den Pfad der angestammten Geschlechterrolle zurückzukehren, darunter so abstruse Teildisziplinen wie die Entmystifizierung des anderen Geschlechts oder die Simulation des Sexualaktes - im Ganzkörperleibchen, versteht sich. Unterstützt wird die resolute Miss Brown von einem nicht minder autoritären Trainer (RuPaul Charles) sowie ihrem schwulen Sohn Rock (Eddie Cibrian), der helfen soll, die fehlgeleiteten Girlies umzupolen, aber allenfalls als Blaupause für Knabenphantasien zu gebrauchen ist. Natürlich funktioniert der Maßnahmenkatalog nicht, die Zielobjekte belügen entweder ihre Oberin oder sich selbst. Nur bei Megan vollzieht sich eine allmähliche Kehrtwende; sie verliebt sich in ihre rebellische Zimmergenossin Graham (Clea DuVall). Beim letztjährigen Filmfestival im kanadischen Toronto avancierte "Weil ich ein Mädchen bin" gleichermaßen zum Erfolg bei Publikum und Kritik und kommt dank des engagierten Münchner Advanced-Verleihs nun auch bei uns ins Kino. Mit satirischem Geschick und ausgefallenen Bildkompositionen, die phasenweise den Anspruch des Surrealen erfüllen, kreiert die Amerikanerin Jamie Babbit in ihrem ersten langen Spielfilm ein entwaffnendes Plädoyer für Toleranz und sexuellen Individualismus. Das schönste an diesem Film ist jedoch die Tatsache, dass er der Versuchung widersteht, seine Figuren trotz ihrer zahlreichen Schwächen lächerlich zu machen, was sich von manch artverwandter Produktion jüngeren Datums nicht behaupten lässt.

(Dietmar Gröbing)

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