choices: Frau Krieger, Grünanlagen galten künstlerischen und gesellschaftlichen Bewegungen oft als „Volkspark“. Das bedeutet heute? Karla Krieger: Volksparks wurden sozusagen als grüne Wohnzimmer angelegt. Sie sind Frei-Räume zum körperlichen und geistigen Durchatmen, unkomplizierte Treffpunkte für alle Bevölkerungsgruppen jenseits von Kommerz und Leistungsdruck.
Wie geht die Stadt Köln mit diesem kulturellen Erbe um?
Ich habe eine Reisegruppe aus der Schweiz geführt, die sich Arbeiten des ehemaligen Kölner Gartendirektors Fritz Encke ansehen wollte. Neben Lob für einzelne Anlagen war man erstaunt, in welch schlimmen Zustand sich der Friedenspark oder die stadt- und gartenhistorisch bedeutende alte Stadtgärtnerei befinden.
Lässt sich die Parkpflege verbessern?
Es gibt gute Ansätze. Der desolate Rheinpark wurde zu seinem Jubiläum hervorragend in Stand gesetzt. Die Grünstiftung hat große Aufgaben geschultert. Ich könnte mir mehr kreative, offensive und zukunftsorientierte Ansätze im Umgang mit den Gartendenkmälern vorstellen. Ich würde z.B. anregen, ein Ausbildungsmodell für auf historische Parkanlagen spezialisierte Pflegekräfte zu etablieren. Manche Schäden ließen sich vermeiden – böse Zungen sprechen vom administrativen Vandalismus. Die Stadt Frankfurt hat übrigens die Leitung des Grünflächenamtes vor einigen Jahren einem Landschaftsarchitekten übertragen – mit beeindruckenden Ergebnissen.
Weiß Köln nicht um seine grünen Schätze?
„Stadtgrün“ ist als Disziplin in der Kölner Kulturlandschaft noch nicht ausreichend etabliert. Grünflächen sind ein Plus zunächst für die Bevölkerung, aber auch für Wirtschaft, Image und Tourismus. Gerade Köln, das eine Vorreiterrolle in der modernen Gartenkunst gespielt hat, könnte das Thema noch aktiver und kreativer anfassen.
Braucht Köln eine weitere Bundesgartenschau?
Wenn sie inhaltlich gut vorbereitet ist, ist sie eine große Chance.
Ihre Vision eines grünen Kölns?
Ich würde mir wünschen, dass Stadt und Grünstiftung ein wenig bürgernäher agieren. Bevor man wie jüngst am Kalscheurer Weiher die Aufgabe einer beliebten Kahnstation riskiert, sollte man mit ihren vielen Nutzern reden. Ich weiß nicht, wie ich meiner Tochter beibringen soll, dass ihr geliebter „Lido“ nicht mehr existiert, wenn sie aus dem Ausland zurück kommt. Solche kleinen Fluchten sind positiv besetzte Sozialisationspunkte, die man nicht ohne Not zerstören soll.
ZUR PERSON
Karla Krieger, Dipl.-Ing., studierte Architektur mit dem Schwerpunkt Denkmalpflege und arbeitet seit 1990 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FH Köln am Institut für Baugeschichte und Denkmalpflege. Zusammen mit Petra Sophia Zimmermann veröffentlichte sie das Buch „Das Kölner Stadtgrün. Eine Entdeckungstour“.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
„Viele Spiele haben noch einen sehr infantilen Touch“
Teil 1: Interview – Medienpädagoge Martin Geisler über Wandel in der Videospiel-Kultur
„Genießen der Ungewissheit“
Teil 2: Interview – Sportpädagoge Christian Gaum über das emotionale Erleben von Sportevents
„Ich muss keine Konsequenzen fürchten“
Teil 3: Interview – Spieleautor und Kulturpädagoge Marco Teubner über den Wert des Spielens
„Die Bürger vor globalen Bedrohungen schützen“
Teil 1: Interview – Politikwissenschaftler Oliver Treib über Aufgaben und Zukunft der Europäischen Union
„Mosaik der Perspektiven“
Teil 2: Interview – Miriam Bruns, Leiterin des Goethe-Instituts Budapest, über europäische Kultur
„Der Verkauf des Kaffees nach Europa ist gestoppt“
Teil 3: Interview – Sebastian Brandis, Sprecher der Stiftung Menschen für Menschen, über das EU-Lieferkettengesetz
„Tiefseebergbau ohne Regularien wäre ganz schlimm“
Teil 1: Interview – Meeresforscher Pedro Martinez Arbizu über ökologische Risiken des Tiefseebergbaus
„Wir müssen mit Fakten arbeiten“
Teil 2: Interview – Meeresbiologin Julia Schnetzer über Klimawandel und Wissensvermittlung
„Entweder flüchten oder sich anpassen“
Teil 3: Interview – Klimaphysiker Thomas Frölicher über ozeanisches Leben im Klimawandel
„Es liegt nicht am Gesetz, Kriminalität zu verhindern“
Teil 1: Interview – Kriminologe Dirk Baier über Gewaltkriminalität und Statistik
„Prüfen, ob das dem Menschen guttut“
Teil 2: Interview – Publizist Tanjev Schultz über ethische Aspekte der Berichterstattung über Kriminalfälle
„Eltern haben das Gefühl, sie müssten Buddhas werden“
Teil 3: Interview – Familienberaterin Nina Trepp über das Vermeiden von psychischer Gewalt in der Erziehung
„Ernährungsweisen verändern, ohne Zwang“
Teil 1: Interview – Tierethikerin Friederike Schmitz über vegane Ernährung
„Naturschutz wirkt“
Teil 2: Interview – Biologin Katrin Böhning-Gaese über Biodiversität, Wildtiere und Naturschutz
„Sie verstehen uns“
Teil 3: Interview – Tierhistorikerin Mieke Roscher über die Beziehung zwischen Menschen und Tieren
„Was nicht erlaubt ist: Druck ausüben“
Teil 1: Interview – Autor Sebastian Schoepp über Freundschaften
„Bin ich eifersüchtig oder eher neidisch?“
Teil 2: Interview – Paarberaterin Sonja Jüngling über sexuelle Kontakte außerhalb einer Paarbeziehung
„Mit dem ersten Kind nimmt die Ungleichheit zu“
Teil 3: Interview – Soziologe Kai-Olaf Maiwald über Ehe, Familie und Geschlechterverhältnisse
„Mehr Umsatz, mehr Gesundheit“
Teil 1: Interview – Unternehmer Martin Gaedt über die Vier-Tage-Woche
„Das kann man mit keiner Gerechtigkeitstheorie erklären“
Teil 2: Interview – Historiker Marc Buggeln über Steuerpolitik und finanzielle Ungleichheit in Deutschland
„Die Gesellschaft nimmt diese Ungleichheiten hin“
Teil 3: Interview – Soziologe Klaus Dörre über Armutsrisiken und Reichtumsverteilung
„Psychische Erkrankungen haben nichts mit Zusammenreißen zu tun“
Teil 1: Interview – Psychologe Jens Plag über Angststörungen
„Nicht nur ärztliche, sondern auch politische Entscheidung“
Teil 2: Interview – Psychiater Mazda Adli über Ängste infolge des Klimawandels
„Das Gefühl, dass wir den Krisen hinterherjagen“
Teil 3: Interview – Miriam Witz von Mein Grundeinkommen e.V. über Existenzängste und Umverteilung
„Sport wird instrumentalisiert, um positive Emotionen zu empfinden“
Teil 1: Interview – Sportpsychologin Jana Strahler über Sportsucht