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18.05.2004
Vorneweg gesagt: Der Film ist sehr gut.
Die negativen Kritiken klingen hier so, als würden Vegetarier über ein vorzügliches Fleischgericht urteilen.
Was einige vergessen haben, Kino ist Unterhaltung, und dieser Film unterhält sehr gut.
Diesen Stoff kann man ungefähr so leicht wie die Bibel auf die Leinwand bringen. Die Adaption ist daher mehr als gelungen. Was unsere subventionierten europäischen Filmemacher aus der Geschichte gemacht hätten, kann man anhand der letzten Projekte über ?Julius Cäsar? oder ?Augustus? erahnen: pseudo-philosophierendes Elend.
Dieser Produktion sieht man die Bemühung um Authentizität an, was in ihren Dimensionen besonders schwierig ist. Das mag das Werk des deutschen Regisseurs sein, der wohl zwischen Geschichte und Märchen unterscheiden kann. Aber seine Arbeit ernährt sich von der Illusionskraft der Amerikaner. Ohne die kann man solche Werke nicht schaffen. Und das haben Hollywood und Amerika: Illusionskraft. Was uns in dem Maße abhanden gekommen ist, ob wir es glauben wollen oder nicht. Deswegen sind wir kulturell abhängig geworden, und konsumieren, adoptieren oder imitieren bewusst oder unbewusst, was von drüben kommt.
Meine Meinung zu den einzelnen Filmelementen:
Die Entourage:
Die Bühnenbildgestaltung und das Kostüm sind doch sehr gelungen. Die Waffen sind dabei überragend. Auch die Arbeit mit den Statisten ist lobenswert. Nur Kenner können wahrnehmen, dass die Trojaner und Achäer bei den Innenszenen Malteser, und bei den Außenkämpfen Mexikaner sind. Die Fußfolk-Griechen werden dann weder größer noch heller, dafür aber rundlicher. Dieser Kontrast zur Elite ?den Hollywood-Schauspielern? passt übrigens sehr gut so. Denn nach dem letzten Stand der Forschung waren die 200 Jahre später einfallenden Dorer keineswegs die erste indogermanische Oberschicht Griechenlands, sondern bereits die achäischen Einwanderer. Und diese hatten sich zum Zeitpunkt des Troja-Krieges erst seit knapp 200 Jahren in Griechenland durchgesetzt und die dunkelhäutige, schwarzhaarige Urbevölkerung zu Untertanen gemacht.
Das Drehbuch:
Das Konzept stimmt im Großen. Alles andere würde wohl zu einem Sechsteiler führen. Die Dialoge sind allerdings zu zeitgenössisch verfärbt. Der Drehbuch-Autor David Benioff war High School-Lehrer aber möglicherweise für Sport und nicht unbedingt für Literatur. Einige Drehbuchmomente hätte man auch sparen können. Etwa das sympathische Ende Agamemnons. Das war nicht nötig. Und wenn schon, dann hätte man auch Paris von einem groben Myrmidonen z.B. köpfen lassen. Ebenfalls diese symbiotische Ex-Jungfrau, die Achilles sich nimmt, dann weg schickt, und später doch holen geht, war nicht unbedingt notwendig, um den Helden psychologisch weich zu machen. Der gewonnene Respekt vor dem Feind hätte auch gereicht.
Die Musik:
Die absolute Schwachstelle. Zuweilen denkt man an jüdische Klagelieder, die von bulgarischen Chormädeln intoniert werden, während ein Ensemble von japanischen Yamato-Drummern die traditionelle indonesische Dayak-Trommeltechnik im Nebenzimmer übt.
Die Schauspieler:
Sie überzeugen alle, bis auf ?Helena Krüger?. Ihre Erscheinung und Charme soll eigentlich alle Trojaner, nicht nur die fürstliche Meme Paris bezaubert haben. Diane ist recht symmetrisch gebaut, wirkt aber völlig seelenlos. Ehrlich, für so eine Frau führt man keinen Krieg. Und bei so einer Stimme legt man gleich auf.
Brad Pitt ist der Dreh- und Angelpunkt des Films. Er zeigt sich hier in einer unglaublichen Ästhetik, die den altgriechischen Kult für Schönheit und Stärke voll ehrt. Wie diese Figur im ästhetischen Sinne ?nicht im dramatischen? ausgearbeitet und dargestellt wurde, ist einmalig. Der Achilles hat eine physische Präsenz und eine Kampfdynamik, die seine Figur in eine gleichzeitige und doch höhere Ebene als die Restlichen stellt, wie Keanu Reeve in Matrix aber ohne übermenschliche Fantasterei. Und das ist eine Riesenleistung Brad Pitts.
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