Duke Ellington sei nur sein „Großvater“, während Thelonious Monk als Vaterfigur gelte. Jason Moran, Jazzpianist im besten Alter, bezieht sich bewusst auf den großen Intellektuellen der Bebop-Ära und erst in zweiter Linie auf den kommerziellen Riesen Duke mit seinem Köcher voller Hits. Dennoch gilt in seinem aktuellen Konzertreigen durch Europa alle Aufmerksamkeit dem Werk Ellingtons, eine Hommage zum 125. Geburtstag – auch mit Berührungspunkten zu den zahllosen „Standards“ unter den rund 2000 Kompositionen der Jazz-Ikone.
Die Feststellung, „so hätte der Duke das allerdings nicht gespielt“, wölbte sich bereits über das Gesamtprogramm eines kürzlich belauschten Solo-Rezitals. Denn Moran verwendete die Kernsubstanz der ausgewählten Titel meist zu Modulationen in Klangwelten, von denen das zu ehrende Geburtstagskind noch keine Ahnung hatte. Der in New York lebende Pianist, ein Universal-Künstler und Spezialist für interdisziplinäre Übergriffe, ist alles andere als ein einfacher Nachspieler. Die teilweise 100-jährigen klingenden Exponate vergleicht Moran mit einem schönen, aber dreckigen Automobil – er möchte es gern mindestens waschen. Eine Phrase aus „It don`t mean a Thing, if it ain`t got that Swing“ verwandelte Moran in ein Minimal-Geklimper in extremer Hochlage – ein Titel, der auch bei seinem großkonzertanten Projekt mit der hr-Bigband auf dem Programm steht.
So wandelt Moran auf den Spuren des Big Band Stars Ellington in seinem Alleingang über impressionistisch aufgeschüttelte Jazz-Songs bis zu intimen Einblicken wie einem Ständchen des Dukes zum Tode seiner Mutter, die ihm die ersten Schritte auf der Klaviertastatur vermittelt hatte.
Wer Jason Moran, dem multistilistisch wandelbaren Alter Ego zum „Duke“, geboren ein Jahr nach dessen Tod vor 50 Jahren, mit dem Klangkörper der hr-Bigband erleben möchte, sollte im Juli nach Duisburg reisen. Wie einst der Duke leitet Moran die Band vom Klavier aus, für ihn, der recht selten mit Big Band arbeitet, ein besonderes Erlebnis. Hits wie „I like the Sunrise“ oder „Mood Indigo“ überprüft Moran in seinen Versionen auf ihre zeitlose Wirkung, was so ruhige Titel über den Gemütszustand der Hörer erzählen, was sie auslösen. Er möchte sich mit seiner Hommage vor Ellingtons Geist verneigen und simpel, aber zeitgemäß sagen: danke!
Jason Moran / hr-Big Band | Di 16.7. 20 Uhr | Mercatorhalle Duisburg | www.klavierfestival.de
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