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Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Tara Yakar und der Vorsitzende Rolf Fischer in der Geschäftsstelle in Nippes
Foto: Anne Caroline Ernst

Sorgen und Erfahrungen teilen

26. März 2024

Teil 1: Lokale Initiativen – Der Kölner Verein Rat und Tat unterstützt Angehörige von psychisch kranken Menschen

Rat und Tat e.V. wurde 1985 gegründet, um Angehörigen psychisch erkrankter Menschen Hilfe und Unterstützung zu bieten und einen Rahmen für den Austausch schaffen. Neben persönlicher Einzelberatung, wahlweise übers Telefon oder in der Geschäftsstelle in Nippes, bietet der Verein moderierte Gesprächskreise in verschiedenen Stadtteilen. Ebenso verwaltet die Hilfsgemeinschaft die Kölner Stiftung für psychisch Kranke und ihre Angehörigen und kümmert sich um die Vertretung der Interessen von Angehörigen.

Ermöglicht werden diese kostenfreien Angebote durch Ehrenamtler:innen. Rolf Fischer, vor zwölf Jahren selbst als Hilfesuchender dazu gestoßen und mittlerweile schon die Hälfte dieser Zeit im Vorstand, blickt auf langjährige Erfahrung in der Beratung zurück. Mit Ende Siebzig gehört er zu den ältesten Mitgliedern des Teams, Psychologiestudentin Tara hingegen mit zwanzig Jahren zu den jüngsten: „Das ist ein sehr schönes Ehrenamt, auch gerade für mich als Studentin, weil ich das sehr flexibel legen kann“. Ohne dieses Engagement der Mitglieder wären die Angebote des Vereins gar nicht umsetzbar, denn niemand ist hauptberuflich in der Beratung tätig. Fest angestellt sind bei Rat und Tat lediglich zwei Bürokräfte, die sich siebzehn Wochenstunden teilen.

Angehörige im weiten Sinne

Die ehrenamtlichen Helfer:innen haben durchweg selbst Erfahrungen mit psychisch erkrankten Angehörigen. Dieser Hintergrund, so individuell er auch jeweils sein mag, verbindet sie besonders mit den Betroffenen, die bei Rat und Tat Hilfe suchen. Bei einigen der Ehrenamtler:innen kommt noch ein entsprechender beruflicher Hintergrund hinzu, etwa in Sozialer Arbeit oder Psychologie. Manchmal stehe bei den Angeboten einfach das Zuhören im Fokus, erklärt Rolf Fischer, manchmal ginge es um konkrete Tipps, die unter den Angehörigen ausgetauscht würden, etwa mit Blick auf Antragstellung oder gesetzliche Betreuung. Dabei ergänzt er: „Der Begriff der Angehörigen wird hier recht weit gefasst“. So seien damit nicht nur Eltern, Kinder oder Partner:innen gemeint, sondern ebenso Freund:innen oder Nachbar:innen. Erst kürzlich hat Rat und Tat einen Gesprächskreis in Kalk eröffnet. Die Anzahl der Teilnehmenden könne an den einzelnen Abenden stark variieren, sodass die Gespräche mal mit vier Personen, mal mit fünfzehn stattfänden. Eine Anmeldung vorab ist nicht erforderlich.

Finanziert werde die Arbeit durch die Beiträge von 180 Mitgliedern unddurch Zuschüsse des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) sowie der Stadt Köln, so Fischer. Zudem tragen der Förderverein und Spenden dazu bei, dass die Angebote in dieser Form stattfinden können. Die Ausgaben umfassen neben den Mietkosten auch Büromaterial oder die Fahrtkostenerstattung für die Ehrenamtlichen. Hinzu kommen gelegentliche Veranstaltungen für die Teammitglieder: „Wir machen ja auch Fortbildungen, haben Supervisionen für die Berater und Beraterinnen, das kostet ja auch etwas.“

Noch mehr Zuspruch seit Corona

In den fast vierzig Jahren der Vereinsgeschichte hat Rat und Tat daran gearbeitet, gesellschaftliche Tabus aufzulösen und Angehörige aus dem Gefühl der Hilflosigkeit herauszuholen. Vereinsgründerin Susanne Heim erhielt 1997 das Bundesverdienstkreuz, der Verein selbst wurde im Jahr 2005 mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Köln ausgezeichnet. Es gibt jedoch auch andere Anzeichen dafür, dass der Wert der Arbeit erkannt wird: So spricht der Vorsitzende von einem erfreulichen Zulauf an Ehrenamtler:innen, der seit der Coronapandemie zu verzeichnen sei. „Das ist so vieles im Moment, was hier gut läuft, wir haben so viele jüngere Beraterinnen!“.

Anne Caroline Ernst

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