Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
23 24 25 26 27 28 29
30 31 1 2 3 4 5

12.584 Beiträge zu
3.812 Filmen im Forum

Regisseur Jakob Lass
Foto: Andreas Müller

Vor Ideen sprudeln

27. März 2014

Regisseur Jakob Lass über seinen Film „Love Steaks“ – Gespräch zum Film 04/14

Jakob Lass, Jahrgang 1981, arbeitete als ausgebildeter Schauspieler, gründete dann mit seinem Bruder Tom die Produktionsfirma Lass Bros und drehte erste Kurzfilme. Seit 2009 studiert er an de HFF in Potsdam Film. „Love Steaks“ ist nach „Frontalwatte“ sein zweiter Langfilm.


Herr Lass, Liebe könnte man das Thema des Films nennen, oder Machtgefüge – privat und in der Arbeitswelt. Mir scheint Energie auch ein wichtiger Aspekt zu sein ...
Jakob Lass
: Ja, das stimmt. Unser Alltag ist doch voll von kleinen, oft liebevollen Machtspielen. Die Fragestellung könnte sein: Wie beweglich ist das Machtgefüge in dieser Liebesbeziehung? Und welche Machtspiele nutzen die Arbeitsplätze Küche oder Spa um zu funktionieren? Auch Energie ist wichtig. Wir wollten zwei Figuren mit sehr unterschiedlicher Energie. Er ist zart, sie ist total durch. Vor allem wollten wir einen energetisierenden Film machen! Ich glaube, das ist gelungen.

Ungewöhnlich für einen deutschen Film ist die Finanzierung ohne Fördermittel und Senderbeteiligung ...
Das Warten auf Förderentscheidungen und Redaktionssitzungen braucht Zeit. Sehr viel Zeit. Wir waren jung und hatten diese Geduld nicht. Und wir waren in der privilegierten Situation, fast alle Studenten zu sein und für diesen Film auf unsere Gagen verzichten zu können. Das kann man natürlich nur ein paar Mal im Leben machen. Bei meinem nächsten Film möchte ich mein Team unbedingt bezahlen können.

Der Film hat nicht nur den Max Ophüls-Hauptpreis, sondern – einmalig bislang – auch sämtlichen Nachwuchspreise auf dem Münchener Filmfest gewonnen. Welchen Nerv haben Sie getroffen?
Schwierige Frage. Ich kann nur sagen: Unser Film kommt von Herzen und aus der Hüfte. Und wir haben nichts gemacht, weil es schon immer so gemacht wird, sondern alles genau so, wie wir Filme machen wollen! In diesem Fall ohne geschriebene Dialoge, an einem realen Ort und mit ordentlich Musik. Kino eben.

Love Steaks“ ist nach den sogenannten Fogma-Regeln entstanden. Das klingt vom Namen her wie eine vernebelte Version des dänischen Dogma.
Ich hatte mit „Frontalwatte“ schon einen improvisativen Langfilm gedreht. Darauf wollten wir aufbauen. Wir haben sehr viel darüber diskutiert, wie wir grundsätzlich Filme machen wollen und kamen schnell darauf, dass eine bewusste, freiwillige Reduktion eine große Befreiung sein kann. Daher auch die Bezugnahme zu Dogma95. Da haben wir im Spaß gesagt, wir nennen das FOGMA im Sinne von Future, Fuck und Fortsetzung.

Fogma scheint in Bezug auf die Arbeitsbedingungen – feste Arbeitszeiten gegen Selbstausbeutung – auch so etwas wie nachhaltiges Filmemachen zu proklamieren …
Das ist auf der einen Seite Selbstschutz, weil unsere Arbeitsweise einfach eine unglaubliche Wachheit erfordert. Das kann man gar nicht länger durchziehen.

Selbstausbeutendes Verhalten kippt zusätzlich irgendwann in Unproduktivität. Man schafft ja nicht wirklich mehr, nur weil man nicht schläft und nicht isst. Man spart auch nicht wirklich Geld. Es passieren dann oft mehr Fehler und Ungenauigkeiten. Ich möchte lieber mit einer gesunden, gut gelaunten Crew drehen, die vor Ideen nur so sprudelt.

INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Heretic

Lesen Sie dazu auch:

„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24

„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24

„Ich muss an das glauben, was ich filme“
Denis Imbert über „Auf dem Weg“ – Gespräch zum Film 12/23

„Ich hatte bei diesem Film enorm viel Glück“
Tarik Saleh über „Die Kairo Verschwörung“ – Gespräch zum Film 04/23

„Ich wollte das Geheimnis seiner Kunst ergründen“
Regina Schilling über „Igor Levit – No Fear“ – Gespräch zum Film 10/22

„Ich wollte das damalige Leben erfahrbar machen“
Maggie Peren über „Der Passfälscher“ – Gespräch zum Film 10/22

„Migration wird uns noch lange beschäftigen“
Louis-Julien Petit über „Die Küchenbrigade“ – Gespräch zum Film 09/22

„Die Wüste ist ein dritter Charakter im Film“
Stefan Sarazin über „Nicht ganz koscher – Eine göttliche Komödie“ – Gespräch zum Film 08/22

„Er hat das Erlebnis Krieg niemals überwunden“
Jürgen Prochnow über „Leanders letzte Reise“, Altersrollen und den Dreh in der Ukraine – Roter Teppich 09/17

„Ein Film über das heutige Spanien“
Regisseurin Icíar Bollaín über ihren neuen Film „El Olivo – Der Olivenbaum“ – Gespräch zum Film 08/16

„Ich bin kein Paintball-Kandidat“
Volker Bruch über „Outside the Box“, Castings und Paintball-Spiele – Roter Teppich 06/16

„Mir geht es darum, Gefühle zu vermitteln“
Vicky Krieps über „Colonia Dignidad“, ihre Theatererfahrungen und Philip Seymour Hoffman – Roter Teppich 02/16

Gespräch zum Film.

HINWEIS