Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.585 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Foto: Ilona Pászthy

Kinshasa und Köln

29. August 2023

„absence#4“ im Barnes Crossing – Tanz in NRW 09/23

Seit elf Jahren pflegt die Kölner Choreographin Ilona Pászthy einen Kontakt mit ihrem Kollegen Jacques Bana Yanga und dessen gleichnamiger Compagnie aus der Demokratischen Republik Kongo. Über eine Begegnung auf der Tanzmesse ließ sich die erste Zusammenarbeit knüpfen. In der Folge reiste die Kölnerin mit ihrer Truppe IPtanz zu den Festivals nach Kinshasa und in den Tschad. Auch künstlerisch entwickelte sich ein Dialog trotz unzähliger Schwierigkeiten bei der Finanzierung, der Förderung und den Visa-Prozeduren. Obwohl Jacques Bana Yanga ein Künstler ist, der sich bestens in den Tanzmetropolen Paris und Brüssel auskennt, treffen doch zwei unterschiedliche Körpersprachen aufeinander.

Modern Dance begegnet den traditionellen Tanzformen Afrikas, die von rituellen Kontexten geprägt sind und deren Bewegungen von Jagdszenen oder der Beziehung zwischen Männern und Frauen erzählen. Rhythmisch und ungeheuer schnell geht es dabei zu. Und Ilona Pászthy zeigt sich beeindruckt von der hohen Perfektion und dem Fantasiereichtum der Streetdancer. Die größten Unterschiede zwischen den Kompanien betreffen die Arbeitsweisen. „Während wir planen und konzipieren, bevor es ans Tanzen geht, arbeitet Jacques mit Intuition“, erklärt Ilona Pászthy. „Wir in Deutschland vertrauen auf die Strukturen einer stabilen Welt. Scheinbar stabil jedenfalls“, räumt sie ein. „Für die Afrikaner ist die Welt unvorhersehbar. Sie können sich auf nichts verlassen. Deshalb setzen sie ganz auf Spontaneität und Intuition“.

Die Choreographin berichtet von unvorstellbarer Armut, Gewalt und Krankheiten, an denen die Menschen im Kongo leiden. Auch ihr Bühnenbildner infizierte sich bei einem der letzten Aufenthalte in Kinshasa schwerwiegend mit Malaria. Wie fruchtbar die Zusammenarbeit zwischen den beiden Kompanien ist, wird sich bei der aktuellen Premiere von „absence#4“ zeigen. Ilona Pászthys Produktionsreihe thematisiert das Verschwinden sinnlicher Erfahrung in unserer digitalisierten Welt. In Köln werden dann Afrikanerinnen und Europäerinnen in der Tanzhalle von Barnes Crossing gemeinsam agieren. Zuvor gibt es eine Touchtour, bei der sehbehinderte Menschen Körper, Kostüme und Kulissen berührend erkunden können, während der Vorstellung stehen Audio-Descriptions zur Verfügung.

absence#4 | 7.9. 20 Uhr (P), 9.9. | Barnes Crossing im Kunstzentrum Wachsfabrik | 0172 986 32 34

Thomas Linden

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Im Kreisrund sind alle gleich
4. Ausgabe des Festivals Zeit für Zirkus – Tanz in NRW 11/24

War das ein Abschied?
Sônia Motas „Kein Ende“ in den Kölner Ehrenfeldstudios – Tanz in NRW 10/24

Die KI spricht mit
Franz Kafkas „Der Bau“ in der Alten Wursterei in Köln – Prolog 10/24

Supergau?
Die TanzFaktur steht wieder einmal vor dem Aus – Tanz in NRW 09/24

Kaffee, Kuchen, Stacheldraht
12. Tanz.Tausch Festival in der Kölner TanzFaktur – Tanz in NRW 08/24

Wunderbar: alles ohne Plan
„Leise schäumt das Jetzt“ in der Alten Feuerwache – Tanz in NRW 07/24

Alles über Füchse
„Foxx“ in den Ehrenfeldstudios – Theater am Rhein 07/24

Vor der Selbstverzwergung
Ausstellung zu den „Goldenen Jahren“ des Tanzes in Köln – Tanz in NRW 06/24

Freiheitskampf
„Edelweißpiraten“ in der TF – Theater am Rhein 06/24

Philosophie statt Nostalgie
Das Circus Dance Festival in Köln – Tanz in NRW 05/24

Das Unsichtbare sichtbar machen
Choreographin Yoshie Shibahara ahnt das Ende nahen – Tanz in NRW 04/24

Tennismatch der Kühe
„Mata Dora“ in Köln und Bonn – Tanz in NRW 03/24

Tanz.

Hier erscheint die Aufforderung!