Nach Sternstunden der Diplomatie im aktuellen Weltgeschehen scheint man in diesen Tagen vergeblich zu suchen. Während verheerende Nachrichten dominieren, drängt sich die Frage nach einer neuen Friedenspolitik auf. Die Kölner Friedensbewegung hat es sich seit 1982 zur Aufgabe gemacht, mit dem Friedensbildungswerk Köln (FBK) Friedensarbeit zu leisten – mit dem Ziel, gesellschaftliche Gewaltfreiheit, politische Beteiligung und soziale Gerechtigkeit zu fördern.
40 Jahre für den Frieden
Inmitten des Großstadtverkehrs der Kölner Innenstadt ertönt durch das Fenster des Büros von Roland Schüler klassische Musik. ,,Etwas Beruhigendes im trubeligen Alltag’’, wie er diese kleine Alltagsflucht bezeichnet, die sich freilich auch auf die derzeitige Grundstimmung beziehen lässt, die draußen wütet. Seit 1989 ist Roland Schüler hauptamtlicher pädagogischer Mitarbeiter beim FBK. Der studierte Lehrer beschäftigt sich bei seiner Arbeit mit gewaltfreier Kommunikation und konstruktiven Konfliktlösungsmethoden. In den Räumen des Vereins werden Abendveranstaltungen, Fort- und Ausbildungen im Bereich Mediation zu aktuellen politischen Themen sowie Sprachkurse angeboten.
Mediation, als Mittel, durch Gespräche Konfliktparteien auf einen gemeinsamen Weg zu bringen, geht zurück auf das Ende des 30-jährigen Krieges (1643 bis 1648). Der Diplomat Avise Contarini gilt als ihr Begründer. Dabei richtet sich der Blick unweigerlich auf die Geschichte, so Schüler. ,,Ich denke, vieles aus der Geschichte kann uns auch heute weiterhelfen, aber viel zu wenig wird aus positiven Beispielen gelernt und als nächster Schritt in politisches Handeln überführt.’’
Solidarität und Feminismus
Schüler ist überzeugt, die Politik müsse für eine progressive Friedens- und Menschenrechtspolitik vielfältiger mit diversen Gesellschaftsbereichen kooperieren. Dabei spielten grundlegende politische Systemfragen natürlich eine zentrale Rolle, etwa die Abhängigkeit von Rohstoffen und wirtschaftliche Strukturfragen. Denn es stehe fest: ,,Wir können nicht immer auf Kosten anderer leben’’, so Schüler. Der Solidaritätsgedanke müsse gerade unter dem Diktat wirtschaftlichen Handelns gestärkt werden. Aufklärung bedürfe es insbesondere angesichts eines starken Rechtsrucks, eine wichtige Rolle bei der Diskussion systemischer Fragen spiele auch eine feministische Außenpolitik – die müsse radikaler betrieben werden und Menschen-, Friedens- und Klima-Belangen höchste Priorität einräumen.
Die brutalen Versuche, autokratischer und diktatorischer Regierungen bei ihren Versuchen, zivile Bewegungen zu unterdrücken, spiegele die Macht eben dieser Bewegungen wider; die Schärfe der Konflikte zeige, wie bedeutend und wirksam zivilgesellschaftliches Handeln ist. Antidemokratisches und imperialistisches Denken gründe in „alten Träumen“, so Schüler. Für eine zeitgemäßes Friedensverständnis habe die Friedensbewegung daher insbesondere nationalistisches Denken fortlaufend infrage zu stellen.
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