Die Lethargie hielt 25 Jahre an, in denen allenthalben darüber geklagt wurde, dass Köln seinen einstigen Ruf als Stadt des Tanzes verloren hatte. Außer Lamentieren geschah jedoch nicht viel. Aber nun geht ein Ruck durch die Stadt. Der Tanz erhält mit den Plänen zur Nutzung des Depots in Mülheim und dem vitalen Wirken der Tanzfaktur in Poll wieder eine Perspektive. Gleich gegenüber, in der Südstadt, tut sich auch etwas. Dort hat für Manuel Moser, den künstlerischen Leiter der Comedia, eine neue Zeitrechnung begonnen. „Der Tanz wird bei uns in Zukunft eine größere Rolle spielen. Das liegt auch daran, dass er in Köln eine super Entwicklung genommen hat“, erklärt er.
Die Comedia arbeitete in der Vergangenheit schon mit der freien Tanzszene zusammen, das wird sich intensivieren. Zwei Eigenproduktionen stehen auf dem aktuellen Spielplan und eine Koproduktion mit Ceren Oran und ihrer Kompanie Moving Borders aus München. Vor zwei Jahren vereinbarte die Leitung der Comedia bereits eine Zusammenarbeit mit der Choreographin, inzwischen wird sie „unglaublich gehypt“, wie Manuel Moser begeistert feststellt. Gerade noch war sie mit einer Produktion auf der Ruhrtriennale vertreten, schon wird sie am 25. November in Köln „Spiel im Spiel“ zeigen. Dabei geht es um die fantastischen Konstruktionen, die sich Kinder einfallen lassen, wenn sie spontan die Regeln für ein neues Spiel erfinden. Gleich zwei Inszenierungen kommen von der performing:group. Beide beschäftigen sich mit den Umwälzungen zwischen dem Ich und der Welt, die mit der Pubertät einsetzen.
Die Faszination junger Menschen für die Sprache des Tanzes wird vom Programmangebot der Theater nicht entsprechend repräsentiert. Da fühlt sich die Comedia zuständig. In der Vondelstraße werden den freien Gruppen Räume zur Verfügung gestellt. Manuel Moser betont, wie sehr man selbst vom Einsatz der Tänzerinnen und Tänzer profitiert, weil sie dem Haus junge Besuchergruppen erschließen. Die Tatsache, dass sich neben Dramaturgie und Theaterpädagogik auch die in der Comedia partizipierenden Schülergruppen verstärkt dem Tanz widmen werden, zeigt, dass diese Kunstform am Haus als essenziell begriffen wird. Denn die Sprache der Bewegung eröffnet uns ein Erkenntnisinstrument, das Worte nicht ersetzen können.
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