Viele Frauen haben Angst vor ihren (Ex-)Partnern. Wie real die Gefahr sein kann, zeigt ein aktueller Fall aus Wuppertal: „Dieses Jahr ist eine Frau umgebracht worden – während der Zeit, in der sie im Frauenhaus lebte“, berichtet Barbara Dörning, die seit 36 Jahren beim Verein Frauen helfen Frauen aktiv ist. Nachdem sie lange im Frauenhaus gearbeitet hatte, ist sie inzwischen bei der Beratungsstelle, die ebenfalls zum Verein gehört. Sie weiß: „Es bleibt oft nicht nur bei Drohungen.“
Im Wuppertaler Frauenhaus gibt es Plätze für elf Frauen und deren Kinder. Meist leben die Frauen etwa drei bis Vier Monate im Frauenhaus, bis sie eine eigene Wohnung gefunden haben. Während dieser Zeit dürfen die Frauen das Haus auch verlassen: „Es ist ja kein Gefängnis“, stellt Dörning klar. Besuch sei im Frauenhaus allerdings nicht gestattet, da es gefährlich sei, wenn viele Leute die Adresse erfahren würden. Denn im Frauenhaus sei man erstmal sicher: „Es gibt Kameras am Eingang, es wird nicht jedem Klingeln aufgemacht und in Extremfällen rufen wir die Polizei.“
Die Gründe, die einen Frauenhausaufenthalt erfordern, unterscheiden sich. Häufig werde die Frau geschlagen oder es gebe es sexuelle Übergriffe. Nicht zu unterschätzen sei jedoch auch die psychische Bedrohung: „Wenn alles im Handy kontrolliert wird, sie kein Geld mehr zur Verfügung hat und sie keine Kontakte mehr haben darf, ist das eine Situation, die auf Dauer nicht gutgeht“, meint Dörning. Man spreche auch vom „Rad der Gewalt“. Sie erklärt: „Es fängt z.B. an, dass sie nicht mehr so oft weggehen soll, dass sie keine Freunde und Familie treffen soll und dann kann schlimmstenfalls auch körperliche Gewalt dazu kommen.“ Besonders gefährdet seien Frauen in der Trennungsphase und in der Schwangerschaft.
In der Beratungsstelle auf der Friedrich-Engels-Allee können sich Frauen melden, die von häuslicher Gewalt oder Stalking betroffen sind. Dörning hebt hervor, wie wichtig es sei, dass Frauen über das Erlebte sprechen und Hilfe bekommen können. Beim Stalking werden Frauen meist von ihren Ex-Partnern nicht in Ruhe gelassen: „Wenn er dreimal am Tag vor der Türe steht, sie mit 500 WhatsApp-Nachrichten belästigt, sie bei ihrer Arbeitsstelle, Freunden, und der Familie schlecht macht oder sie bedroht, dann wird ihr Leben eingeschränkt. Sie kann sich nicht mehr frei bewegen.“ Es gehe um Ausübung von Macht: „Die Machtstrukturen, die innerhalb der Beziehung bestanden haben, werden nach der Trennung weitergeführt.“
Beratung bei häuslicher Gewalt und Stalking
Darüber hinaus leistet der Verein proaktive Arbeit bei häuslicher Gewalt. Dörning erläutert: „Wenn die Polizei gerufen wird und die Frau tatsächlich angegriffen wurde, muss der Mann für zehn Tage gehen. Die Frau, die oft Kinder hat, hat dann Zeit, nachzudenken, wie sie sich ihre Zukunft vorstellt – ob der Mann nach zehn Tagen zurück kommen soll, oder ob sie eine Wohnungszuweisung nach dem Gewaltschutzgesetz beantragt.“ In der Zwischenzeit wird Frauen helfen Frauen aktiv: „Wenn es eine Wohnungsverweisung gegeben hat und die Frau einverstanden ist, teilt die Polizei uns ihre Telefonnummer mit. Wir nehmen Kontakt zu der Frau auf und fragen, wie wir sie unterstützen können.“ Im vergangenen Jahr habe der Verein etwa 200 solcher Mitteilungen bekommen.
Und auch Frauen, die nach einem Frauenhausaufenthalt noch Unterstützung benötigen, können in die Beratungsstelle des Vereins kommen: „Oft gibt es noch viel zu regeln. Da bieten wir auch nachgehende Beratung an. Wenn sie sich endgültig von ihrem Mann trennen wollen, ist es immer das Ziel, dass sie ein eigenständiges Leben führen können.“
Femizid - Aktiv im Thema
hilfetelefon.de | Präsenz des „Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen“ des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Angelegenheiten.
lag-autonomefrauenhaeusernrw.de | Die Landesarbeitsgemeinschaft Autonomer Frauenhäuser NRW e. V. bietet von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern Schutz.
arbeitskreis-frauengesundheit.de/category/themen/gewalt-gegen-frauen | Der Arbeitskreis benennt Gewalt als fundamentale Einschränkung der Gesundheit.
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