Das Codewort soll Leben retten. „Maske Nummer 19“ müssen Frauen in Apotheken sagen, damit dort die Polizei benachrichtigt wird. Apotheker:innen wurde dafür ein entsprechendes Informationspapier zugeschickt. Dieser Versuch einer Direkthilfe beweist, wie ernst es Marlène Schiappa, von Mai 2017 bis Juli 2020 Frankreichs Staatssekretärin für die Gleichheit zwischen Frauen und Männern, im Kampf gegen Femizide meinte.
Denn der landesweite Lockdown verschärfte im Frühjahr die Situation von Frauen. Wer sich in den eigenen vier Wänden gewaltbereiten Lebensgefährten ausgesetzt sieht, kann nicht mehr ungefährdet zum Telefon greifen. Das Haus durfte nur verlassen werden, um Supermärkte oder eben Apotheken aufzusuchen. Daher wurden dort Beratungs- und Direkthilfeangebote eingerichtet. Corona warf Frankreich im Kampf gegen häusliche Gewalt zurück.
Dabei wollte die Grande Nation in dieser Angelegenheit vorangehen. Sogar Präsident Emmanuel Macron sprach von einem großen Problem in der Gesellschaft: den Femiziden. Alleine 2019 ermordeten Männer insgesamt 146 Frauen, gegenüber dem Vorjahr bedeutete das einen Anstieg von 25 Femiziden.
Schon seit Jahren rumort es in der französischen Gesellschaft. Doch nicht nur Bewegungen wie die Gelbwesten oder Nuit Debuit formierten sich, um sich gegen Macrons neoliberale Reformen zu wehren. Aktivist:innen protestierten auch gegen häusliche Gewalt, die durch den forcierten Sozialkahlschlag nicht abnimmt. Ein Kollektiv zog jede Nacht durch die Pariser Straßen, um mit Plakaten auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen.
Schüler zeigen kreativen Umgang mit Männlichkeit
Der Staat reagierte mit der Einrichtung der Beobachtungsstelle „Gewalt gegen Frauen“ im Pariser Département Seine-Saint-Denis. Diese wacht tagtäglich und soll landesweit als vorbildlich gelten. Gerade die Kooperation zwischen verschiedenen Institutionen ermöglichte Kampagnen wie „Jugendliche gegen Sexismus“, die das bestehende Problem als Politikum vermitteln. Angeleitet von Künstler:innen setzten sich männliche Schüler in Musikvideos oder Poetry Slams kreativ mit der Virilität, also Männlichkeit, auseinander. In einem Video verkleiden sich die Schüler als Rapper, Cowboy oder Superman. Damit treten die Jugendlichen als Helden im Kampf gegen Sexismus und Gewalt gegen Frauen auf. Geschlechterstereotypen sollten hinterfragt, männlicher Gewalt vorgebeugt werden.
Zum Programm gehören ebenso Schulungen im Umgang mit Opfern sexualisierter sowie häuslicher Gewalt für Polizisten, Richter und Staatsanwälte. Die Leitidee: keine Toleranz gegenüber diesen Gewaltformen. Verurteile Männern müssen eine Fußfessel tragen, um sich von ihren Ex-Gefährtinnen fern zu halten. Wer seine Partnerin umbrachte, dem wird das Sorgerecht für die Kinder entzogen. Diese Maßnahmen will die Regierung nun landesweit umsetzen.
Bereits seit Oktober 2009 gibt es im Departement ein Telefon für große Bedrohungen sowie ein Notrufhandy. Darüber können sich Frauen melden und sich ins staatliche Gewaltschutzprogramm aufnehmen lassen. Falls ihnen der Mann zu Nahe kommt, erreichen sie mit einer Notruftaste zudem einen privaten Dienstleister, wo die Fallakte der Frauen vorliegt. Auf diesem Weg soll die Polizei benachrichtigt werden. Doch während des Lockdowns gingen die Anrufe zurück. Paris reagierte erneut: mit 20 Beratungsstellen in Supermärkten.
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zum Thema auch unter: trailer-ruhr.de/thema und engels-kultur.de/thema
Aktiv im Thema
hilfetelefon.de | Präsenz des „Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen“ des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Angelegenheiten.
lag-autonomefrauenhaeusernrw.de | Die Landesarbeitsgemeinschaft Autonomer Frauenhäuser NRW e. V. bietet von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern Schutz.
arbeitskreis-frauengesundheit.de/category/themen/gewalt-gegen-frauen | Der Arbeitskreis benennt Gewalt als fundamentale Einschränkung der Gesundheit.
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