Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
16 17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27 28 29

12.581 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

„Folk-s“ von Alessandro Sciarron
Foto: Andrea Macchia

Die Freude am „Besseren Scheitern“

30. Juli 2015

Tanzhaus NRW knüpft interessante Dialoge zwischen Profis und Amateuren – Tanz in NRW 08/15

Mit Investitionen schafft man Vertrauen. Eine Erkenntnis, die auch in der Welt der Künste ihre Gültigkeit besitzt. Über zwei Jahre hinweg bietet das Tanzhaus NRW drei Choreografen als sogenannten Factory Artists eine Heimat in Düsseldorf. „Wir haben sie aufgefordert, mit ihrer Arbeit ins Risiko zu gehen, sich zu trauen, einmal alles das auszuprobieren, was ihnen sonst Schwindel verursachen würde“, erklärt Bettina Masuch, die Intendantin des Tanzhauses. Jenseits des „Großkampfprinzips“ möchte sie mit dem Bekenntnis zu den Künstlerpersönlichkeiten der beiden Deutschen Sebastian Matthias, Alexandra Waierstall und dem Belgier Jan Martens zu anderen ästhetischen Ergebnissen kommen.

Erreicht hat sie schon einmal eine starke Identifikation der drei mit dem Tanzhaus und zugleich eröffnet der Blick von außen auch neue Perspektiven auf Düsseldorf. So wird der Berliner Choreograf Sebastian Matthias in einem „groove space“ die besondere urbane Stimmung aufnehmen. Eine Art Gefühlsporträt, das im Zusammenspiel mit Tänzern, einem Chor und dem Düsseldorfer Publikum entsteht. Mit Geisterstädten beschäftigt sich Alexandra Waierstall in ihrer Produktion „A City Seeking its Bodies“, die gemeinsam mit dem Pianisten Hauschka, der bildenden Künstlerin Marianna Christofides, einem Streichquartett und den Tänzern entsteht. Lokale Anbindung mit internationalem Horizont nennt Bettina Masuch ihren Zuschnitt für das Haus, der sich etwa in den Arbeiten realisiert, die der Jan Martens mit Tanzamateuren veranstaltet.

Zur Eröffnung am 29. August stellt Martens „The Common People“ vor. Dazu lädt er Düsseldorfer Bürger zu einer Serie von Blind Dates ein. Zwei Menschen mit unterschiedlichen Professionen zeigen in Duetten ihre Interpretation von Begriffen wie Annäherung oder Vertrauen. 24 Duette werden entstehen. Die Spannung zwischen Region und großer weiter Welt wird sich durch die gesamte Spielzeit ziehen. Mit einen Feuerwerk internationaler Produktionen sorgt man in Düsseldorf gleich für Schlagzeilen. Jérome Bel, einer der großen Choreografen Europas serviert die „Gala“ am 27. August. Auch er sucht in dieser Produktion das Zusammenspiel von Profis mit Amateuren, um uns alle in Formen eines „Besseren Scheiterns“ zu einzuüben.

Eine andere Konstante der Spielzeit ist die Begegnung mit dem vermeintlich Fremden. Alessandro Sciarroni zeigt in „Folk-s, will you still love me tomorrow?“, dass der Tiroler Schuhplattler ein Volkstanz ist, der viel mit dem Modernen Tanz gemein hat. Sciarroni versteht sich halt auf die ironische Variante der Tradition. Die Brasilianerin Lia Rodrigues bringt mit „Pindorama“ – dem Namen der eingeborenen für Brasilien – eine Choreografie mit elf nackten Tänzern auf die Bühne des Tanzhauses und erzählt von der Entstehung ihres Heimatlandes. Im Übrigen darf man sich auf interessante Namen wie Raimund Hoghe, Silke Z., Fabien Prioville, Lili M. Rampre, Sidi Larbi Cherkaoui, Christian Rizzo oder Laurent Chétouane freuen. Ein Füllhorn zeitgenössischen Tanzes wird sich in Düsseldorf ergießen.

THOMAS LINDEN

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Tanzen, auch mit Prothese
Inklusive Tanzausbildung von Gerda König und Gitta Roser – Tanz in NRW 01/25

Die Erfolgsgarantin
Hanna Koller kuratiert die Tanzgastspiele für Oper und Schauspiel – Tanz in NRW 12/24

Im Kreisrund sind alle gleich
4. Ausgabe des Festivals Zeit für Zirkus – Tanz in NRW 11/24

War das ein Abschied?
Sônia Motas „Kein Ende“ in den Kölner Ehrenfeldstudios – Tanz in NRW 10/24

Die KI spricht mit
Franz Kafkas „Der Bau“ in der Alten Wursterei in Köln – Prolog 10/24

Supergau?
Die TanzFaktur steht wieder einmal vor dem Aus – Tanz in NRW 09/24

Kaffee, Kuchen, Stacheldraht
12. Tanz.Tausch Festival in der Kölner TanzFaktur – Tanz in NRW 08/24

Wunderbar: alles ohne Plan
„Leise schäumt das Jetzt“ in der Alten Feuerwache – Tanz in NRW 07/24

Alles über Füchse
„Foxx“ in den Ehrenfeldstudios – Theater am Rhein 07/24

Vor der Selbstverzwergung
Ausstellung zu den „Goldenen Jahren“ des Tanzes in Köln – Tanz in NRW 06/24

Freiheitskampf
„Edelweißpiraten“ in der TF – Theater am Rhein 06/24

Philosophie statt Nostalgie
Das Circus Dance Festival in Köln – Tanz in NRW 05/24

Tanz.

HINWEIS