Aus einem zarten Pflänzchen ist eine eindrucksvolle Gestalt geworden. Das SoloDuo Tanzfestival NRW feiert vom 18. bis 20. Mai sein 10-jähriges Bestehen. Immer wieder stand es mit den Finanzen „Spitz auf Knopf“ wie Mechtild Tellmann erklärt, die seit dem ersten Tag die Pressearbeit für das Festival verrichtet. Auch in diesem Jahr gelang es – dank privater Förderung – die Preisgelder der Wettbewerbe zu sichern. So dass die Gewinner der Wettbewerbe in Köln die Möglichkeit haben, ihre Produktionen auch in ein paar Monaten auf dem Schwesterfestival in Budapest zu zeigen. 70 Bewerbungen aus aller Welt trafen in Köln ein, 24 wurden ausgewählt. „Mehr geht nicht, denn wir können an den beiden Tagen nur jeweils zwölf Produktionen präsentieren“, sagt Mechtild Tellmann. Tatsächlich vermag das Festival auf dem Gelände von Barnes Crossing nicht weiter zu wachsen. Das ist bedauerlich, da die Tanzhalle wie alle Jahre ausverkauft sein wird, wenn es dann am 18. Mai losgeht.
Neben den Europäern aus Spanien, Frankreich, Dänemark oder den Niederlanden werden auch Gäste aus dem Senegal, dem Kongo und Israel erwartet. Zu den Teilnehmerinnen des Duo Wettbewerbs zählen Antonie Bischof aus der Schweiz und Djamila Polo aus Luxemburg mit ihrer Produktion „Himmelskörper“. Eine Choreografie, in der der weibliche Körper dekonstruiert und wieder zu neuen Körperbildern zusammengesetzt wird. Fast unbekleidet betonen die beiden die kreatürliche Präsenz des Tanzes und spielen mit der Möglichkeit, vier Hände und vier Beine gleichzeitig zu zeigen. Der Tanz kann von Gefühlen erzählen, die sich den Worten entziehen, das demonstriert etwa der Tänzer Pierre Arnold Mahoukou aus Brazzaville mit seinem Solo „Obscurité“. Sein Tanz erobert sich die Tiefen der Dunkelheit. Den beiden Kuratoren Ilona Pászthy und Kristóf Szábó ist daran gelegen, die ganze Breite des ästhetischen Angebots zu zeigen, die der zeitgenössische Tanz für sein Publikum bereithält.
Die Untiefen des Paarlebens beschreibt die französische Compagnie de dos mit einem Blick auf die Liebesgeschichten des Kinos. Wo lauert die Langeweile nach dem Happy End, was kann man tun. Mit Jazz und Hip-Hop suchen sie nach Antworten. Lucia Moratti und Suhaee Abro aus Turin führen das Programm ihres Duos schon im Titel. „Wild Truth, Tender Lies“ erzählt vom Begehren und den Lügen, die sich mit dem nachlassenden Verlangen einschleichen. Wen tatsächlich die Langeweile beim Betrachten der Acts befällt, „kann sich mit der kurzen Laufzeit von 6 Minuten für die Soli und maximal 9 Minuten für die Duette trösten“, erklärt Mechtild Tellmann lachend. Aber eigentlich will man immer mehr sehen, wenn man einmal vom faszinierenden Angebot dieses Festivals genascht hat, das für ein junges Publikum und für Menschen wie gemacht scheint, die eine Einstiegsdroge für die Tanzkunst brauchen.
SoloDuo Festival | 18. - 20.5. 20 Uhr | Barnes Crossing, Köln-Rodenkirchen | www.barnescrossing.de | 0172 986 32 34
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