„Memory“ („Erinnerung“) heißt bezeichnenderweise der bekannteste Song aus „Cats“, der bisher von über 150 Künstlern von José Carreras über André Rieu bis hin zu Barbra Streisand interpretiert wurde. „Erinnerungen“ an ihren vielleicht ersten Musical-Besuch dürfte bei vielen Fans auch die jetzt nach Köln kommende Produktion wecken, kehrt sie doch künstlerisch zu ihren Wurzeln, der Uraufführung auf der Rundbühne des New London Theatre am 11.Mai 1981, zurück. Denn auch im eigens für die Tournee entworfenen „Cats“-Zelt ist die schönste Müllhalde der Welt im Radius von 270 Grad von einer Zuschauertribüne umgeben, auf der die 1800 Plätze nie weiter als 20 Meter vom Geschehen weg sind. Nun kann man seine Kinder und Enkel mit den berühmtesten Katzen des Musiktheaters bekanntmachen, die Andrew Lloyd Webber nach den 1939 erschienenen Gedichten des Nobelpreisträgers T.S. Eliot vertont hat und die seitdem die Welt erobern.In über 30 Ländern und über 300 Städten sahen mittlerweile über 65 Millionen Besucher die Show und machten „Cats“ zum beliebtesten Musical mit den längsten Spielzeiten: 21 Jahre im Londoner Westend, 18 Jahre am Broadway, 15 Jahre in Hamburg.
Die Enstehungsgeschichte des ersten durchkomponierten Musicals, in dem auf jeden gesprochenen Dialog verzichtet wird, verlief allerdings nicht ohne Turbulenzen: Sowohl Regisseur Trevor Nunn, damals künstlerischer Leiter der Royal Shakespeare Company, wie auch Andrew Lloyd Webber behaupteten „Vater“ der „Cats“-Idee gewesen zu sein. Und die für die „Grizabella“-Rolle vorgesehene Judi Dench brach sich kurz vor der Premiere den Knöchel, so dass nun die für sie einspringende Elaine Page zur Patin eines der größten Pop-Hits des letzten Jahrhunderts wurde: „Memory“. Großen Anteil am Erfolg des Katzen-Musicals hatte und hat aber auch die Choreographin Gillian Lynn, die einst als Ballettänzerin am Londoner Covent Garden ihre Karriere begann. Noch heute, mit 86 Jahren, überwacht sie die Proben und tanzt sogar den jungen Tänzerinnen und Tänzern ab und an ein paar Schritte vor. Und während viele bei „Cats“ in Erinnerungen schwelgen, erfüllt sich für einige Mitwirkende hier ein Kindheitstraum. Wie für die aus der Eifel stammenden Eva Maria Bender, die mit 13 Jahren die „Cats“-CD geschenkt bekam: „Da öffnete sich für mich eine neue Welt, ich begann auf der Straße Katzen zu beobachten, wie sie sich bewegen und schauen.“ Das nun auf der Bühne umzusetzen, ist eine große Herausforderung für sie, die gleich in das Fell von drei Katzen schlüpft. Aber natürlich auch für die 33 Darsteller aus neun Nationen, die aus über 1000 Bewerbern für die Rollen ausgewählt wurden. „Und das Training ist hart“, erzählt Company-Manager Juan Escandell, „jeden Tag, wenn sie aufwachen, tut etwas weh. In den ersten Wochen verlieren sie 5-8 Kilo, obwohl alle durchtrainierte Tänzer sind.“ Die Belohnung folgt dann auf der von 80 beweglichen und 120 atmosphärischen Scheinwerfern beleuchteten Bühne: besonders wenn die „Jellicle Cats“ am Ende des ersten Akts ununterbrochen 14 Minuten lang tanzen, sind die Fans ausser Rand und Band – sicherlich auch in Köln.
„Cats“ | R: Trevor Nunn | Zelt auf dem Festplatz Köln-Deutz | 22.9.-28.10. | www.cats.de
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