„Hätte ich gewusst, dass „Mutter Courage“ kein Musical ist, hätte ich die Stepptanz-Nummer weggelassen“, zürnt die zweitklassige Schauspielerin Ann Darrow (Katharina Koch) nach dem erfolglosen Casting mit sich selbst. Und schon läuft sie dem windigen Filmregisseur Carl Denham (Bernd Julius Arends) in die Arme, der ihre finanzielle Notlage ausnutzt und sie zu einem Trip auf eine Südsee-Insel überredet, wo er sie als „Partnerin“ des überlebensgroßen Gorilla „Kong“ in Szene setzen will. Vierter im Bunde dieser eigenwilligen Expedition ist der Schiffskapitän Jack Driscoll (Harald Tauber). Nachdem man Kong überwältigt hat, wird er von Denham in New York als „achtes Weltwunder“ präsentiert. Doch der in Ann vernarrte Riesenaffe kann sich von seinen Fesseln befreien und entführt seine „Geliebte“ auf das Empire State Building. Während Ann happyendlich in den Armen von Jack landet, wird den „Träumen“ Kongs auf der Spitze des Wolkenkratzers ein jähes Ende bereitet ...
Seinen Traum erfüllt hat sich dagegen Bernd Julius Arends, der mit kräftiger Unterstützung seiner Familie in Datteln das „Katielli“ eröffnet hat. Der gefeierte Musical-Darsteller (u.a. „Tanz der Vampire“, Spamalot“) ist für die Produktion zuständig, Bruder Thomas für den Bühnenbau, und Mutter Veronika kümmert sich um die Verpflegung des Teams und den Vorverkauf. Abends sitzt sie auch noch an der Kasse und begrüßt die Gäste vor der Vorstellung im kleinen, aber feinen – nach Bernds Großmüttern „Kati“ und „Elli“ benannten – 200-Plätze-Theater. Und nach der deutschsprachigen Erstaufführung von „tick, tick ... BOOM!“ hat sich Arends nun an ein Musical gewagt, das auf den ersten Blick die Möglichkeiten einer „kleinen“ Bühne zu sprengen scheint. Denn die Geschichte schreit geradezu nach einer Super-Produktion mit gewaltigen Kulissen, Massen-(Tanz-)Szenen und einem großen Ensemble. Aber Autor und Regisseur James Edward Lyons hat das auf einem Roman von Delos W. Lovelace und dem Filmklassiker von 1933 beruhende Musical schon als „Off-Broadway“-Stück geplant. Mit Hilfe des phantasievollen Bühnenbildners Norman Zechowski verwandelt sich ein nach vorne und oben offener, drehbarer , rechteckiger Kasten mit ein paar Handgriffen in eine Bar, das Stagedoor, ein Kajüte, eine Eingeborenen-Hütte – und sogar das Empire State Building! Der genialste Einfall aber ist die Imagination Kongs, der durch einen sich bewegenden, halbrunden Fell-Vorhang und unheimliche Geräusche zum Leben erweckt wird. Nur einmal schiebt sich von links eine riesige Hand auf die Bühne, auf der Ann die zärtlichen Seiten des Monsters entdeckt. Katharina Koch macht durch ihr berührendes Spiel die Ambivalenz ihrer Gefühle deutlich und darf mit „Jetzt bin ich mal dran“ auch den „Ohrwurm“ des Abends trällern. Aber auch Bernd Julius Arends und Harald Tauber überzeugen schauspielerisch wie gesanglich. Auch weil Komponist Paul Graham Brown, der das Trio allabendlich höchstpersönlich am Keyboard begleitet, sie mit seinen manchmal an Stephen Sondheim erinnernden Songs glänzen lässt. „Es wird alles gut“ singen Ann und Jack zum Happy End – und sprechen dabei dem begeisterten Publikum aus dem Herzen.
www.katielli-theater.de
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