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Gleichheit schafft Glück

29. März 2012

Thomas Münch über Geld, Glück und regionale Unterschiede - Thema 04/12 Glück

choices: Herr Münch, macht Geld glücklich?
Thomas Münch:
Eindeutig ja! Aber ab einer gewissen Grenze tritt ein Sättigungseffekt ein. Dann bedeutet mehr Geld nicht automatisch mehr Glück. Köcher und Raffelhüschen sprechen in ihrem „Glücksatlas Deutschland 2001“ davon, dass ab einem Nettoeinkommen von 5.000 Euro dieser Sättigungseffekt eintritt.

Stimmt die Gleichung: große Ungleichheit beim Einkommen = große gesellschaftliche Probleme?
Nach allem, was wir dazu wissen, ist in Gesellschaften, in denen Reichtum und Einkommen relativ gleich verteilt sind wie z. B. in Schweden, eine höhere Zufriedenheit der Menschen nachweisbar – die Menschen sind hier glücklicher. Und das Umgekehrte gilt ebenfalls: Gesellschaften mit einem hohen Grad an Ungleichheit „erzeugen“ unglückliche Menschen.

Umgekehrt: Hilft mehr Gleichheit bei der Bewältigung dieser Probleme?

Thomas Münch
Foto: privat
Thomas Münch (58) ist gelernter Handwerker, diplomierter Sozialarbeiter und promovierter Erziehungswissenschaftler und lehrt seit 2004 als Professor für Verwaltung und Organisation an der Fachhochschule Düsseldorf. Er lebt glücklich und zufrieden in Köln-Nippes.

Eindeutig. Relativ gleiche Gesellschaften haben nicht nur geringere Einkommens- und Besitzunterscheide; sie zeichnen sich vor allem durch stabile Institutionen im Kontext von Gesundheit, Bildung, Recht, Politik und Medien aus, die alltäglich Gleichheit und Sicherheit herstellen. Ungleiche Gesellschaften zeichnen sich dagegen durch einen hohen Grad an Unsicherheit aus. In einem reichen Land wie den USA kann es mehr Ungleichheit – und damit Unglück – als in ökonomisch ärmeren Länder geben. Aber ähnlich wie bei den Individuen gibt es auch hier eine Untergrenze: In den ärmsten Ländern der Welt herrschen zugleich extreme Ungleichheit und ein hoher Anteil an Unglück.

Mehr Gleichheit sorgt für ein Mehr an Zufriedenheit?
Nach allem, was wir wissen – ja! Gleiche und sichere Gesellschaften reduzieren das Faktum der menschlichen Unsicherheit und Kontingenz erheblich. Diese Risikoreduktion erzeugt ganz folgerichtig – und empirisch belegbar – eine höhere Zufriedenheit. Individuelles Glück hängt also zentral von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Wenn dann noch persönliche Merkmale des Individuums wie Optimismus, Extrovertiertheit, Freundlichkeit und Gründlichkeit hinzukommen, ist das Glück perfekt. Bin ich als Individuum aber eher ängstlich, pessimistisch und introvertiert, kann ich am gleichen Ort und zur gleichen Zeit unglücklicher sein, als mein glücklicher Nachbar.

Die Individuen sind überall verschieden …
Der „Glücksatlas Deutschland 2011“ lässt eindeutig erkennen, dass sich Glück in Deutschland regional unterschiedlich verteilt. Die glücklichsten Menschen leben eben nicht im armen Mecklenburg-Vorpommern, sondern im reichen Süddeutschland.

Interview: Wolfgang Hippe

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