Worüber man selten redet: NRW als Ansammlung musikalischer Hotspots. Es gibt hier eine Reihe regional verankerter Musikszenen, die wachsen und schönste Blüten treiben, und trotzdem hörst du sie so gut wie nie im Radio. Zum Beispiel all das, was man sogemeinhin dem Begriff „Weltmusik“ unterordnet. Weltnacht Festival in Bielefeld, Klangkosmos NRW, Arbeitskreis Globale Musik Köln: Glücklicherweise quillt das musikalische Leben rechts und links, oben und unten aus der engen Schublade dieses Wortes heraus. Da tanzt die Folklore wild die ethnische Klassik mit ihren streng geordneten Klängen an, da umarmt das generationenalte Volkslied tröstend die populäre Liebesschnulze. Und neben den traditionellen Formen kommt all dies auch zusammen als Fusion von alt und neu, von Ost, West, Nord und Süd, von Akademie und Straßenkunst.Die beiden NRW Kultursekretariate in Wuppertal und Gütersloh haben dafür einen eigenen Namen: Musikkulturen. Und unter diesem Namen ein Auftrittsnetzwerk geschaffen, das seit sechs Jahren Musikerinnen und Musikern die Türen öffnet. Es werden Auftrittsgagen in den Mitgliedsstädten der Kultursekretariate bezuschusst, somit müssen Konzertveranstalter weniger wirtschaftliches Risiko tragen und wagen sich eher auch an unbekanntere Bands.
Bis zum 6. April können sich Künstlerinnen und Künstler mit klarem Bezug zu ethnischen Musiktraditionen für die Spielzeit 2019/2020 bewerben. Derzeit sind dreizehn auf diese Art geförderte Formationen unterwegs, über aktuelle Auftritte informieren die Webseiten und Newsletter der NRW Kultursekretariate.
Ist diese Nachhilfe nötig? Haken tut es in noch ganz anderen Bereichen, weiß Rita Viehoff, zuständig für die Musikkulturen im Auftrag der NRW Kultursekretariate. Das beginnt schon im Lehramtsstudium für Musik, wo Musikkulturen außereuropäischer Länder kaum vorkommen – unverständlich angesichts der Vielfalt im Klassenzimmer. Zu den Angeboten der Kultursekretariate gehören deshalb Fortbildungen im Bereich Vermittlung, aber u.a. auch die Qualifizierung von Musikschaffenden, Vernetzung von Veranstaltern, der eng verzahnte creole-Wettbewerb NRW, den der Landesmusikrat ausrichtet, und neuerdings die wissenschaftliche Evaluation von musikalischen Dialogprojekten. Die Vorlieben des Publikums hat man ebenfalls im Blick: Nach der Balkanwelle mit z.T. sehr partytauglicher Musik geht der Trend derzeit in Richtung arabischer Volks- und Hochmusik, was auch an den erstklassig ausgebildeten Musikern mit Fluchtgeschichte z. B. aus Syrien liegt.
Die Potentiale sind enorm, inzwischen gibt es auch eine Reihe ambitionierter Veranstalter. Jetzt kommt es darauf an, das Publikum mitzunehmen. Wichtig ist am Schluss immer eines: dass die Leute vom Sofa hochkommen und hingehen. Dass sie das echte Erlebnis wollen. Ohren auf und support your local Veranstaltungsort! Für mehr Musik, die dir nicht nur das erzählen will, was du eh schon überall sonst hörst.
Info: www.nrw-kultur.de/de/programme/musikkulturen | www.kultursekretariat.de
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