Meeresrauschen, Wind, Töne und Stimmen fließen in ein sanft an- und abschwellendes Gitarrenmotiv, in das sich eine Stimme legt. „Talk to me / Tell me about the sea again / How the wind smoothes the waves / Just bear with me / I‘m learning how to love again / How to be“ (übers.: Sprich mit mir / Erzähl mir nochmal vom Meer / Wie der Wind die Wogen glättet / Bleib einfach nur bei mir / Ich lerne, wie es ist, wieder zu lieben / Zu sein). So beginnt das neue, das dritte Album von Anna B Savage, und so wie sich diese Zeilen lesen, klingt auch die Musik: naturverbunden, einfühlsam, sinnlich und tief.
„You & i are Earth“ heißt das Album der einst eher scheuen und selbstzweifelnden Londonerin. Ihr vorheriges Album wurde mit Hilfe von Mike Lindsay produziert, dem Sound-Mastermind der Folktronica-Pioniere „Tunng“, die vor wenigen Tagen in Köln gastierten. Nun sind die Wellen von Donegal, Irlands Nordwestküste, Savages neues Zuhause. Weit ist dort der Blick („big stretch“), groß und wild die Landschaft und das Meer („big and wild“). Für den Sound der Gefühle, die Savage in dieser Gegend und in ihrer neuen Lebenssituation durchströmen, hat sie diesmal einen irischen Mastermind engagiert: John ,Spud‘ Murphy, der u.a. letzthin den irischen Durchstartern Lankum einen unvergleichlichen Sound zwischen Tradition und Avantgarde verpasste. Für Savage geht er mit feinen, subtilen Klangtupfern und einem Gefühl für die Zärtlichkeit zu Werk, die sie für ihre neue Welt empfindet.
Diese Zärtlichkeit entdeckt sie – immer noch im Eröffnungssong – an ihrer neuen Liebe: „You‘re always so gentle / Then you lean down and kiss me / When I cry, you say I taste like the sea“. (Du bist immer so sanft / Dann lehnst du dich zu mir herunter und küsst mich / Wenn ich weine, sagst du, ich schmecke wie das Meer). Das darauf folgende „sollte“ ist es aber, welches das Lied auch für gerade nicht oder unglücklich liebende Menschen öffnet: „This warmth, this is how it should be / I‘m healing / I‘m salty“ (Diese Wärme, so sollte es sein / Ich heile / Ich bin salzig). Savages Stimme geht, dazu passend, unter die Haut, es ist ein sanft tremolierender Alt, um die Melodie phrasierend. Im Bumann & Sohn wird es sich empfehlen, dazu ab und an die Augen zu schließen. Salz, Wind und Liebe werden in der Musik mitschwingen.
Anna B Savage | Di 15.4. 20 Uhr | Bumann & Sohn | www.bumannundsohn.de
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