Bis Mitte der Nullerjahre trat sie als Kleingeldprinzessin auf, seitdem ist sie auf der Bühne einfach Dota. Medizin studierte die Berliner Musikerin Dorothea Kehr, doch, sagte sie uns vor einigen Monaten im Interview, „man lernt so viele unzufriedene Ärzte kennen, leider, im Laufe des Studiums, so viele, die einem sagen, wenn ich nochmal entscheiden könnte, würde ich was anderes machen. Und das gab mir schon sehr zu denken. Obwohl es so ein schöner Beruf ist an sich.“ Parallel zum Studium machte sie Straßenmusik (daher die Kleingeldprinzessin) – und irgendwann lebte sie nicht nur für die Musik, sondern auch von ihr. Stücke von Elliott Smith habe sie anfangs gesungen – für die Straßenmusik lauter als im scheuen Original – und von Chico Cesár: „Das ist ein brasilianischer Musiker, den ich sehr schätze.“ Während einem Auslandssemester 2003 in Brasilien lernte sie den Sound des Landes schätzen. Mit dem Songwriter Danilo Guilherme nahm sie ein zweisprachiges Album auf („Mittelinselurlaub – Perto Da Estrada“). 2008 folgte eine weitere deutsch-brasilianische Koproduktion: „Schall und Schatten“, gemeinsam mit dem Gitarristen Regis Damasceno und u.a. besagtem Chico Cesár.
Mittlerweile ist Dota sehr erfolgreich mit ihrer Musik (über 7 Mio. Spotify Plays, die letzten beiden Alben in den Top 10 der deutschen Albumcharts). Poetische (und gesangliche!) Klarheit, mit mal direkter, immer aber durchscheinender progressiver Haltung zu Politik ist ihr Markenzeichen. Ihre Musik ist immer melodisch, manchmal verträumt, manchmal tanzbar, in Richtung Folk-Electro-Pop arrangiert (mit ihrer sehr versierten Stammband), wobei sie sich nicht über Genres Gedanken macht, „sondern nur darüber, was ist für dieses Lied jetzt am besten? Was bringt es am besten zur Geltung und zum Glänzen?“
Nun, 20 Jahre nach „Mittelinselurlaub ...“: die Wiederbegegnung und Wiederbelebung brasilianischer Kleingeld-Nachmittage. Ende September erschien Dotas neues Album „De Repente Fortaleza“, mit einer Ausnahme auf Portugiesisch gesungen. Wieder wirken Danilo Guilherme, Regis Damasceno und für ein Duett Chico Cesár mit. Música Popular Brasileira (brasilianische Popmusik) im modernen Sound; leicht und flirrend fühlt sich an, was in den Texten (auf Deutsch im CD-Booklet nachzulesen) Melancholie und Menschenliebe ausstrahlt. Als Dan & Dota sind Dota, Guilherme, Damasceno und Ayla Lemos (Drums) am 1. Dezember in Köln zu erleben – eine seltene Gelegenheit, Dota mit diesem Sound zu erleben, bevor sie ab Januar die Tour mit ihrer Hausband wieder aufnimmt, mit Auftritten u.a. in Bonn und Essen. Darauf faire 3.000 Cent in den Gitarrenkasten.
Dan & Dota | So 1.12. 20 Uhr | Kantine | kantine.com
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