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„Et Lisbeth, the voice of Wanne-Eickel“
Foto: Presse

Große Stars, kleine Bühnen

03. Dezember 2010

Zwei Musicals fürs Zwerchfell - Musical in NRW 12/10

Seine „Bühnen-Taufe“ erlebte der gebürtige Wuppertaler Patrick Stanke im bergischen Cronenberg. Nun ist er, nachdem er sich seinen Traum vom Musical-Star erfüllt hat, zurückgekehrt. Aber nicht als Schauspieler tritt er nun im TIC-Theater auf, sondern gibt mit dem Kult-Musical „Der kleine Horrorladen“ sein Regie-Debüt. Das größte Plus seiner Inszenierung ist die straffe Schauspieler-Führung, mit der er seine „Halbprofis“ sicher durchs Geschehen führt: Der Blumenladen-Angestellte Seymor rettet seinen Chef vor dem Ruin, indem er eine fleischfressende Pflanze als „Aushängeschild“ heranzüchtet, der es alsbald nach Menschenblut dürstet. Zuerst muss der sadistische Zahnarzt, dem Seymors Kollegin und heimliche Liebe Audrey hörig ist, dran glauben. Dann sein immer geldgieriger werdender Chef. Als die mittlerweile zum Monster herangewachsene „Audrey II“ auch noch ihrer Namensgeberin ans Blut will, versteht Seymor keinen Spaß mehr ...

Das Stück steht und fällt natürlich mit den drei Hauptdarstellern Seymor und seinen „Geliebten“ Audrey und Audrey II. Auch wenn Patrick Stanke nicht persönlich auftritt, aus dem Monster ertönt seine Musical-erprobte Stimme. Der schlaksige Christopher Schmidt (Seymor) macht die Wandlung vom Tollpatsch zur Täter-Opfer-Figur glaubhaft, und da auch die Chemie zwischen ihm und Elisabeth Wahle (Audrey) stimmt, gerät ihr Duett „Jetzt hast du Seymor“ zu einem der berührendsten Momente des Abends. Die übrigen Darsteller geben schauspielerisch und gesanglich ihr Bestes, auch wenn ihnen die ohnehin „bescheidene“ Choreographie von Dana Großmann nicht immer flüssig von den Füßen geht. Nur Fabian Böhles Zahnarzt hätte man sich etwas diabolischer gewünscht. Dafür ist Andreas Wirth der „irrste“ masochistische Patient, der mir je in einer „Horrorladen“-Inszenierung untergekommen ist. Stankes Regie-Debüt kann man jedenfalls als gelungen ansehen – und vielleicht hat er ja mit Elisabeth Wahle eine Musical-Darstellerin entdeckt, die nicht nur im TIC in seine Fußstapfen treten kann: Ihr Talent müsste eigentlich die „Headhunter“ der Casting-Agenturen Schlange stehen lassen.
Ist der Star im „Horrorladen“ nur virtuell zu erleben, kann man sie bei „Et Lisbeth – The Voice from Wanne-Eickel“ geradezu anfassen. Denn im – im wahrsten, kölschen Sinne des Wortes – „warmen“ Mittelblond-Theater sitzen die Zuschauer hautnah am Geschehen. So weiß man manchmal nicht, wo die bessere Laune herrscht: auf oder vor der Bühne. Regisseur, Autor und Schauspieler Oliver Dollansky jedenfalls schickt seine begnadete Titel-Heldin Christine Schürmann (bekannt aus „Jekyll & Hyde“) auf eine trashige Audition-Tour nach New York. Begleitet wird sie von ihm selbst und den genauso vor überbordender Spielfreude „schäumenden“ Natascha Balzat (Heroine aus dem Scala-Theater) und Malcolm Walgate (u.a. „Buddy Holly“). Dazu gibt es die Highlights aus einem Dutzend Broadway-Hits zu hören, mal im Original, mal mit neuen, ironisierenden Texten. Und die sind so wunderbar interpretiert, dass man sich nach einem weiteren Musicalabend mit diesen „Fantastischen Vier“ sehnt.

Rolf-Ruediger Hamacher
Rolf-Ruediger Hamacher ist Mediendozent, Journalist und im Vorstand des Filmkritiker-Verbandes



www.tic4u.de I www.mittelblond-kulturkneipe.de

Rolf-Ruediger Hamacher

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