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Carolina Hellsgård
Foto: Iris Janke

„Zombie-Filme fordern zur Selbstreflexion auf“

12. August 2019

Regisseurin Carolina Hellsgård über „Endzeit“ – Gespräch zum Film 08/19

choices: Frau Hellsgård, „Endzeit“ (VÖ: 22. August) mischt den Zombiefilm mit einer romantischen Ehrerbietung für die regenerative Kraft der Natur. Wie wichtig war Ihnen dieser Hoffnungsschimmer?
Carolina
Hellsgård: Es war mir sehr wichtig, dass man die Apokalypse auch als Chance verstehen kann. Die Natur bietet uns eine neue Lösung an. Der Virus wird im Film nicht nur als Fluch, sondern auch als Segen dargestellt. Die Zombies in „Endzeit“ symbolisieren die Koexistenz von Natur und Mensch und damit einen neuen denkbaren Weg für die Menschheit. Die Apokalypse stellt nicht das Ende, sondern den Beginn von etwas Neuem und Aufregendem dar.

Durch die pflanzlichen Elemente wirken die Zombies noch mehr wie eine Naturkatastrophe. Ist der Film auch beeinflusst worden von den aktuellen Debatten darüber, wie wir mit unserer Umwelt umgehen sollten?
„Endzeit" hat einen ökologischen Subtext, der mich von Anfang an ansprach. Die Natur schlägt zurück, weil die Menschen versagt haben. Es gilt neue Lebensmöglichkeiten zu finden, um besser mit der Natur zusammen leben zu können. Ein Zombie-Film ist ein großartiges Werkzeug, um unsere eigenen moralischen Entscheidungen und unsere Existenz in Frage zu stellen. Er fordert zur Selbstreflexion auf. Wie in George Romeros Filmen kann er auch ein Mittel sein, gesellschaftspolitische Fragen aufzuwerfen. Als ich „Endzeit" drehte, sah ich das Zombie-Genre als Gelegenheit an, unser menschliches Leben zu beschreiben, und wie wir mir der Umwelt umgehen, ohne zu didaktisch zu sein.


Endzeit
Foto: Anke Neugebauer, Grown Up Films

Wie schwer war es, die überzeugende Atmosphäre der Einsamkeit und Stille in einer stark bewohnten Umgebung darzustellen?
Ein Spielfilm zeigt selten die Wahrheit, sondern nur einen Ausschnitt davon. Mit Ausnahme des Thüringer Waldes drehten wir eigentlich immer an eng besiedelten Orten. Der Verkehr war stark im Hintergrund zu hören, was für die Nachbearbeitung und Tonmischung sehr viel Arbeit bedeutete. Als Schwedin war ich ziemlich schockiert davon, wie man in dieser Gegend mit der Natur und den Landschaften umgegangen ist. Überall gab es Autobahnen oder Industrie, kaum Orte, die sich natürlich angefühlt hätten.

Warum ist Ihre Wahl auf Franziska Henke als Komponistin gefallen?
Franziska Henke ist meine absolute Lieblingskomponistin in Deutschland. Sie arbeitet sowohl kommerziell als auch künstlerisch und erzeugt tolle Atmosphären und Emotionen. Diese Kombination war für den Film notwendig, da wir keinen konventionellen Zombiefilm machen wollten, sondern eine Mischung aus Arthaus und Horror.

Welche Szene hat Ihnen beim Dreh besonders viel Spaß gemacht?
Ich habe alle Actionszenen sehr genossen. Leah und ich haben eine Szene in 30 Einstellungen aufgelöst. Das heißt, dass man sehr schnell arbeiten, viel Bewegung, viel Blut und Gehirnsubstanz verwenden und auch wilde Elemente wie Tiere dazu koordinieren muss. Das hat Spaß gemacht.

Interview: David Savelsberg

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