Die Freiluftbühnen der Republik haben nun schon seit Jahren das Genre Musical als Zugpferd für ihr (Ferien-)Publikum entdeckt und locken mit immer professioneller werdenden Aufführungen nicht nur die Musical-Fans der näheren Umgebung an. Allen voran das mit mehr als 2.300 Sitzplätzen größte Freilicht-Musiktheater Deutschlands in Tecklenburg, das im letzten Jahr über 100.000 Besucher zählte.
Nach den unverwüstlichen Klassikern wie Leonard Bernsteins „West Side Story“, Andrew Lloyd Webbers „Jesus Christ Superstar“ und George Gershwins „Crazy for You“ gibt Tecklenburg in diesem Sommer zwei neueren Musicals eine Chance: zunächst der 2008 im Berliner Theater des Westens uraufgeführten Bühnenversion von Bully Herbigs Kino-Hit „Der Schuh des Manitu“, deren künstlerische Umsetzung damals allerdings nicht zu überzeugen wusste. Nun hat man in Tecklenburg mit Ulrich Wiggers einen Regisseur verpflichtet, der bekannt ist für kreative Inszenierungen. Wohl in der Hoffnung, dass er dem musikalisch (Komponist: Martin Lingnau) und inhaltlich eher zweitklassigen Stück neue Reize abgewinnen wird. Denn eigentlich passt diese schwule Karl-May-Festspiele-Version wie die Faust aufs Auge einer ausladenden Freilicht-Bühne, auf der sich dann die über 100 Solisten, Statisten und Chormitglieder so richtig austoben können. Zumal es gelungen ist, Alexander Klaws, den Sieger der ersten Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“, für die Rolle des „Rangers“ zu gewinnen, der ja in „Tanz der Vampire“ und „Tarzan“ schon Musical-Erfahrung gesammelt hat.
Ähnliches gilt für das zweite Tecklenburger Musical „Der Graf von Monte Christo“. bei dem der international renommierte Musical-Darsteller – und schon seit Jahren Stammgast in Tecklenburg – Marc Clear (u.a. „Phantom der Oper“, „Evita“) nicht nur die Hauptrolle, sondern auch die Regie übernommen hat. Außerdem wurde mit Karoline Goebel einer der strahlendsten neuen Sterne am deutschen Musicalhimmel für die Rolle der Valentine de Villefort verpflichtet. Auch dieses Musical von Frank Wildhorn, der seit „Jekyll & Hyde“ trotz mehrerer Anläufe keinen Hit mehr am Broadway landen konnte, überzeugt – im Gegensatz zu Michel Legrands Musical-Version des Romans von Alexander Dumas – musikalisch nicht, dürfte aber durch seine rasanten Fecht-Szenen und viel Romantik das Rund der Freilichtbühne füllen, zumal hier traditionsgemäß mit einem vielköpfigen Live-Orchester gespielt wird.
Live-Orchester sind es auch im Kloster Oesede und auf der Burg Monschau, die die dortigen Musical-Aufführungen veredeln. Die Waldbühne spielt zu ihrem 25-jährigen Jubiläum Shakespeares „Sommernachtstraum“ in der Musical-Bearbeitung von Martin Lingnau, und die stimmungsvolle Freiluft-Bühne im Dreiländereck gibt der Kölner Kammeroper Gelegenheit, ihre im Rodenkirchener Stammquartier allzu eingedampfte „Ein Käfig voller Narren“-Aufführung dort mit großem Orchester und erweiterter Tanztruppe so richtig knallen zu lassen.
www.buehne-tecklenburg.de I www.waldbuehne-kloster-oesede.de I www.kammeroper-koeln.de
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