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Foto: A Lechtape, Bildarchiv-Marburg

Morbider Mozart-Mythos

05. Januar 2022

Choreographen-Duo interpretiert die Totenmesse – Tanz an der Ruhr 01/22

Der Komponist Antonio Salieri muss nur mit der Feder mitschreiben, was sein Konkurrent, der große, jedoch erkrankte Mozart, da diktiert, während er sichtlich angeschlagen im Bett liegt. Der berühmte Filmregisseur Miloš Forman trug mit dieser Szene aus „Amadeus“ zur Mythenbildung bei: Ein morbider Mozart, der wie ein Genie sein letztes musikalisches Meisterwerk, das Requiem in d-Moll, zu Protokoll gibt – was so natürlich nicht stimmte.

Die Choreographen Erion Kruja und Giuseppe Spota widmen sich im Musiktheater im Revier (MiR) dieser berühmten Komposition. Während der MiR-Opernchor die Vokalsolisten (Sopran, Alt, Tenor und Bass) stellt, sorgt die MiR-Dance-Company für die tänzerischen Momente. Für ihreChoreographie greifen Kruja und Spotaauch die Mythen auf, die sich seitdem um Mozarts Musikstück ranken. Denn sein Auftragswerk, gesponsert von der Katholischen Kirche, eröffnet noch immer visuelle und choreographische Assoziationen, die sich auf der Bühne umsetzen lassen.

Die Tänzer Erion Kruja und Giuseppe Spota kommen beide aus dem Ballett, bevor sich insbesondere Kruja im zeitgenössischen sowie experimentellen Tanz hervortat. Der Albaner choreographierte auf renommierten Bühnen in London, Amsterdam und Beijing ebenso klassische Werke, um diese zugleich in ein neues, oft auch immersives Licht zu rücken.

Das bietet sich natürlich auch bei Mozarts „Requiem“ an, denn die von seinen Schülern Joseph Eybler und Franz Xaver Süßmayr vervollständigte Komposition führte nicht nur zu Spekulationen rund um den berühmtesten Salzburger, der das Musikstück angeblich in der Erwartung seines eigenen Ablebens kreierte. Seine Totenmesse hat sich zudem ins kulturelle Gedächtnis eingebrannt, diente etwa oft leitmotivisch als Soundtrack.

Doch dieses titelgebende Ritual, mit der Sterbende Abschied vom Leben nehmen und damit vielleicht Trost finden (also, eben nicht anonym an europäischen Außengrenzen oder einsam in überlasteten Krankenhäusern verrecken), ist nicht auf die Katholische Kirche zu begrenzen. Durch Tanz, Bewegung sowie Bilder greifen Erion Kruja und Giuseppe Spota daher Zeremonien aus anderen Kulturen auf, die sie dem christlichen Ritual der Totenmesse gegenüberstellen.

Requiem | Choreographie: Erion Kruja, Giuseppe Spota | 15., 22.1., 5.2. 19.30 Uhr (P) | Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen | 0209 409 72 00

Benjamin Trilling

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