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"La Cage aux Folles", Musiktheater im Revier
Foto: Pedro Malinowski

Silvester-Knaller

01. Januar 2009

Musicals zur Jahreswende - Musical in NRW 01/09

Heiligabend geht man traditionsgemäß in die „Christmette“, zu Silvester darf es schon mal ein Konzert oder Theaterstück sein. Oder vielleicht ein Musical? Da bieten die Theater in NRW diesmal zum Jahreswechsel genau das Richtige, um in Champagner-Laune zu geraten. „Wir sind was wir sind, doch was wir sind, sind wir nur scheinbar ...“, schmettert‘s von der Bühne des Transvestiten-Kabarett „La Cage aux Folles“, das im Mittelpunkt des gleichnamigen Musicals steht, das jetzt am MIR in Gelsenkirchen läuft. Und am liebsten möchte man gleich mitsingen, gehört doch Jerry Hermans Partitur zu einer der eingängigsten des amerikanischen Musik-Theaters. Der Komponist des Welterfolges „Hello Dolly“ (1964) hatte mit der Vertonung des französischen Boulevardstückes „Ein Käfig voller Narren“ und der daraus entstanden drei Filme 1983 ein überraschendes Broadway- Comeback gefeiert. Kleiner Wermutstropfen trotz beeindruckender Inszenierung: Der Schmiss, den Bernhard Stengels Dirigat über den Orchestergraben brachte, wurde nicht ganz umgesetzt. Der Inszenierung des vom Schauspiel kommenden Peter Hailer merkte man an, dass er noch kein Musical-Spezialist ist. Dafür bringen William Saetre und Joachim G. Maas als alterndes Homosexuellenpaar, dessen „Sohn“ sich in die Tochter eines erzkonservativen, schwulenfeindlichen Politikers verliebt, mit dem Kulthit „I am, what I am“ die Herzen des Publikums zum Schmelzen. Herzensbrecher alter Schule treiben sich auch auf der Bühne des Düsseldorfer „Theaters an der Kö“ in Alan Jay Lerners und Frederik Loewes „Gigi“ herum. Dieser zuerst für das Kino (1958) realisierte „Nachfolger“ ihres größten Hits „My fair Lady“ (1956) feierte erst 1973 am Broadway Premiere. Wie aber kann man eine opulente, sündhaft teure Bühnenshow in ein kleines Boulevardtheater übertragen? Der kurz vor der Premiere im Alter von 79 Jahren verstorbene Regisseur und Schauspieler Herbert Boetticher, ein Theater-Urgestein, und sein Bühnenbildner Gerd Krauss machten das Optimale daraus. In phantasievoll eingesetzten „Kasperle-Theater“-Kulissen begegnen wir dem ergrauten Charmeur Honoré (Volker Conradt), der sich wehmütig an seine Schürzenjägerzeiten erinnert: „Thanks Heaven for little Girls“. Und seinem abgebrühten Lebemann-Neffen Gaston (Alexander di Capri), der sich von der jungen Gigi (Patricia Meeden) zur Ehe verleiten lässt, obwohl Großmutter (Doris Gallart) und Tante (Michaela Klarwein) sie eigentlich nur als Geliebte „verkuppeln“ wollten. Einfühlsam begleitet vom Ein-Mann-Orchester Stephan Ohm (Piano) macht das spielfreudige Ensemble Colettes typisch pariserischen Liebesreigen zu einem wahren (Silvesterabend-)Vergnügen: „The Night they invented Champagne“.

MIR-Theater Gelsenkirchen I 26./31.12./2./10./23./25.1. I 0209 409 72 00 I www.musiktheater-im-revier.de

Theater an der Kö Düsseldorf I 25.-28./30./31.12./1.-4.1. I 0211 32 23 55 I www.theateranderkoe.de

Rolf-Ruediger Hamacher

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