Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.584 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Münchener Kammerspiele, Rimini Protokoll
Foto: Gabriela Neeb

Ein zweiter Körper

26. Juni 2019

„Uncanny Valley“ von Stefan Kaegi und Thomas Melle – Tanz an der Ruhr 07/19

Vom 10. bis zum 13. Juli ist im PACT das Stück „Uncanny Valley“ von Stefan Kaegi (Rimini Protokoll) und dem Schriftsteller Thomas Melle zu sehen. Das Stück wurde von beiden gemeinsam entwickelt und im letzten Jahr in den Münchner Kammerspielen uraufgeführt.

Melle ist als Roman- und Bühnenautor tätig, das Buch „Die Welt im Rücken”, in dem er seine bipolare Störung thematisiert, gelangte 2016 auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis. In dem mit Kaegi entwickelten Stück, sehen wir einen humanoiden Roboter, der aussieht wie Thomas Melle und der reflektiert auf der Bühne über Repräsentation und Identität.

Je menschenähnlicher Roboter werden, desto größer wird unsere Ablehnung, die Akzeptanzlücke wird als „uncanny valley” bezeichnet. Trotzdem werden im alltäglichen Leben immer mehr Bereiche erschlossen, in denen menschenähnliche Roboter zum Einsatz kommen sollen, zum Beispiel in der Altenpflege. Wir können uns Maschinen verbunden fühlen. Was macht den Menschen menschlich und den Roboter unmenschlich? Von den Nachteilen, die Menschen mit sich bringen, berichtet der Melle-Roboter im Stück: Sie ermüden, sind unberechenbar, werden nervös.

Nach der Münchener Premiere im letzten Jahr wurde das Stück sehr unterschiedlich besprochen. Auf der einen Seite fällt die Nähe und das Mitgefühl für den Humanoid auf, dessen Entstehung im Stück auf Leinwand mitverfolgt werden kann, auf der anderen Seite wird behauptet das Theater laufe mal wieder der Zeit hinterher. Ist es wichtig, Menschen auf der Bühne zu sehen? Wirkliche Körper, echten Schweiß, wirkliche Nervosität oder ein echtes Versagen? Woher wissen wir, wer da durch den Humanoiden zu uns spricht? Wie entscheiden wir, ob wir der Narration unser Vertrauen schenken? Obwohl die fortschreitende Technisierung in vielen Lebensbereichen heilsversprechend wirkt, jagt sie uns woanders einen Schauer über den Rücken. Das Experiment lädt zur Auseinandersetzung mit den Themen ein und warum sollten die Bühnen nicht auch offen sein für technische Körper? Wer weiß, welche neuen Anteile der menschlichen darstellenden Kunst so hinzugefügt werden können, oder was an ihr unterstrichen werden kann.

„Uncanny Valley“ | R: Stefan Kaegi | 10., 11., 12., 13.7. je 21 Uhr, 11. & 12.7. je 19 Uhr | PACT Zollverein Essen | 0201 289 47 00

Judith Ayuso Pereira

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Im Kreisrund sind alle gleich
4. Ausgabe des Festivals Zeit für Zirkus – Tanz in NRW 11/24

War das ein Abschied?
Sônia Motas „Kein Ende“ in den Kölner Ehrenfeldstudios – Tanz in NRW 10/24

Die KI spricht mit
Franz Kafkas „Der Bau“ in der Alten Wursterei in Köln – Prolog 10/24

Supergau?
Die TanzFaktur steht wieder einmal vor dem Aus – Tanz in NRW 09/24

Kaffee, Kuchen, Stacheldraht
12. Tanz.Tausch Festival in der Kölner TanzFaktur – Tanz in NRW 08/24

Wunderbar: alles ohne Plan
„Leise schäumt das Jetzt“ in der Alten Feuerwache – Tanz in NRW 07/24

Alles über Füchse
„Foxx“ in den Ehrenfeldstudios – Theater am Rhein 07/24

Vor der Selbstverzwergung
Ausstellung zu den „Goldenen Jahren“ des Tanzes in Köln – Tanz in NRW 06/24

Freiheitskampf
„Edelweißpiraten“ in der TF – Theater am Rhein 06/24

Philosophie statt Nostalgie
Das Circus Dance Festival in Köln – Tanz in NRW 05/24

Das Unsichtbare sichtbar machen
Choreographin Yoshie Shibahara ahnt das Ende nahen – Tanz in NRW 04/24

Tennismatch der Kühe
„Mata Dora“ in Köln und Bonn – Tanz in NRW 03/24

Tanz.

Hier erscheint die Aufforderung!