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Synergieeffekte nutzen! Illustration: Sven Siebenmorgen

Am Anfang war das Watt

30. August 2012

Green Clubbing ist bislang keine Erfolgsgeschichte – Thema 09/12 Green Clubbing

„Planet, People and Profit“ – mit diesem Slogan wollte im Sommer 2008 in Rotterdam ein Club auf seine Neueröffnung aufmerksam machen. Watt, so der Name des Clubs, versprach „nachhaltiges Clubbing“ durch eine Reihe von technischen Innovationen. Die Toiletten funktionierten mit Regenwasser, an der Bar gab es gezapfte Getränke aus wiederverwertbaren „ecocups“. Die größte Innovation war aber die Tanzfläche. In den Boden waren Sensoren eingelassen, die die Bewegungsenergie der 1.800 Tänzer in Energie umwandelten. Stromsparende LEDs, die in die Tanzfläche integriert waren, gaben den Clubbern ein sofortiges Feedback über ihre Tanzleistung. Mit diesen Mitteln wollte Watt den ökologischen Fußabdruck eines Clubs um 30 Prozent, also 100.000 Kilogramm CO2 verringern. Der Wasserverbrauch und die Müllmenge sollten um 50 Prozent reduziert werden. Das Konzept fand schnell Nachahmer. Surya, am nördlichen Rand der Londoner Innenstadt gelegen, besitzt eine Tanzfläche, die mit Piezoelektrik 60 Prozent der Gesamtenergie des Clubs erzeugt. Und wer am Eingang nachweist, dass er den Weg nach Surya zu Fuß, per Fahrrad oder mit dem öffentlichen Nahverkehr zurückgelegt hat, erhält kostenlosen Eintritt.

Wie ein grüner Club klingt, ist noch ungeklärt

Surya und Watt dienen zuerst als Machbarkeitsstudien – im Fall von Surya ist es ein Versuch in Greenwashing. Hinter dem Londoner Club stand der Bauunternehmer Andrew Charalambous, der sich selbst „Dr. Earth“ nennt. Schon zur Anfangsphase des Clubs wurde er von der Umweltorganisation „Friends of the Earth“ (FOE) dafür kritisiert, dass er an der griechischen Küste eine Party mit eingeflogenen Celebrities veranstalten wollte, deren Einnahmen an FOE gespendet werden sollten. Mittlerweile tritt er als Wohnungsbauexperte der rechts-libertären Anti-Immigranten-Partei UKIP auf, die Atomenergie als saubere Alternative zu Kohlekraftwerken propagiert und den menschlichen Anteil am Klimawandel anzweifelt. Die beiden an Watt beteiligten Architektenbüros konnten dagegen ihr Portfolio um ein „nachhaltiges“ Projekt erweitern und haben in der Folgezeit einige Aufträge für öffentlich geförderte Vorzeigebauten gewonnen.

Und damit ist das Dilemma des Konzepts „Öko-Club“ schon gut beschrieben. Dass sich die eher linksliberale und multikulturelle Londoner Clubszene nicht für Surya interessiert, liegt nicht nur an der politischen Einstellung des Besitzers, sondern auch am Programm, das alle Mikrotrends der Londoner Danceszenen ignorierte und stattdessen konservativ auf Gitarrenmusik setzt. Und Watt konnte nie eine Klangsignatur vorweisen, die das Label „Öko-Club“ in den Hintergrund gedrängt hätte. Wie ein grüner Club klingt, ist bis heute ungeklärt. Im Herbst 2011 musste Watt schließen – mit dem Ausbleiben öffentlicher Unterstützung ließ sich der Betrieb nicht mehr aufrechterhalten. „Planet, People and Profit“ ist bis jetzt ein leerer Slogan geblieben.

CHRISTIAN WERTHSCHULTE

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