choices: Herr Müller, Sie haben ein Pilotprojekt zum Thema „Green Clubbing“ organisiert. Warum sollte man sich beim Tanzen Gedanken über seine Klimabilanz machen?
Michael Müller: Gedanken über seine Klimabilanz sollte man sich bei allen Aktivitäten machen, nicht nur beim Tanzen. Man sollte immer wieder mal überlegen, wie viel CO2 man verbraucht oder wie man das Klima beeinflusst.
In der Regel geht man aber Tanzen, um solche Zwänge zu vergessen. Widersprechen sich Clubbing und Nachhaltigkeit nicht?
Unser Projekt zielt auf die Betreiber, weniger auf die Clubbesucher. Es hat sich gezeigt, dass Klimaschutz möglich ist, ohne dass es die Clubber merken.
Was genau können die Clubbetreiber denn tun?
Die Clubbetreiber können verschiedene Dinge tun, um ihren Energieverbrauch und ihren Wärmeverbrauch zu mindern. Zum Beispiel kann man die Kühlschränke mit Zeitschaltuhren versehen, damit sie nicht 24 Stunden laufen und die Getränke trotzdem kühl bleiben. Auch bei der Lüftung kann man flexibel reagieren. Clubbesucher bringen ihre „natürliche Wärme“ mit in den Club, heizen muss man deshalb nur zu Beginn einer Veranstaltung.
Sie haben in Ihrem Projekt sechs Clubs beraten. Welche Vorschläge haben die denn umgesetzt?
Sie haben zum Beispiel die Schaltzeiten geändert und einen Teil der Beleuchtung durch LEDs ersetzt. Dadurch haben sie in einem Jahr rund 83.000 Kilowattstunden Strom und 19.000 Kilowattstunden Wärme gespart. Das sind Einsparungen von insgesamt 26.000 Euro bei den Betriebskosten. Das ist dann natürlich ein besonderer Antrieb und kann in neue Technik etc. investiert werden.
Sind finanzielle Anreize vielleicht wichtig, weil Clubs ja sehr temporäre Einrichtungen sind, bei denen sich aufwändige Sanierungen nicht lohnen?
Es stimmt, dass Clubs relativ wenig Spielraum haben, was die Bilanz angeht. Wenn es die Möglichkeit gab, Kosten einzusparen, waren sie sehr interessiert.Wir haben in unserem Projekt auch beweisen können, dass grüne Energie günstiger ist als ihr bisheriger Stromanbieter.Drei von den sechs Clubs sind mittlerweile auf Ökostrom umgestiegen. Jeder Club hat 30 bis 40 Prozent Luft, was überschüssige Energie angeht, da kann man über rein nicht-investive Maßnahmen einsparen.
Wie unterstützen Sie die Clubbetreiber dabei?
Wir werden spätestens Anfang 2013 eine Beratung in NRW anbieten. Die wird allerdings nicht wie im Pilotprojekt kostenlos sein, sondern man wird einen kleinen Anteil selbst bezahlen müssen und kann dann von den Erfahrungen des Pilotprojekts profitieren.
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