Es gibt wohl kaum eine Ehre, die die Rolling Stones in ihrer langen Karriere nicht erfahren haben. Und dass ihre Musik von Hinz und Kunz nachgespielt wird, versteht sich von selbst. Und doch ist es erstaunlich, wenn ein so dezidiert akademisch geprägter Neutöner wie der Rheinländer York Höller die Stones in einer modernen Oper – seinem Opus magnum – zitiert.
Ob er denn ein Fan der Stones sei, wurde der 78-Jährige kürzlich gefragt – und antwortete trocken: „Nicht so unbedingt.“ Aber in diesem Fall konnte er einfach nicht widerstehen, einen der großen Stones-Songs zu zitieren: „Sympathy for the Devil“. In der literarischen Vorlage waren sich Mick Jagger in seinem Songtext von 1968 und der Avantgarde-Komponist Höller begegnet: Michail Bulgakows Roman „Der Meister und Margarita“. „Jahrhundertroman“ ist ein oft bemühtes Prädikat, um Bulgakows hochkomplexe Mischung aus Satire über die Lebensumstände in der Sowjetunion, der Neuinterpretation des Goethe’schen Fauststoffs, einer Reflexion über die Kunst sowie die größte aller Sünden: die Feigheit, zu adeln.
Als sich Höller Ende der 80er Jahre dem Roman widmete, sagte man ihm, es sei unmöglich ihn auf die Bühne zu bringen. Also schrieb Höller sein Libretto selbst. In dem Dirigenten Hans Zender, seinerzeit Generalmusikdirektor an der Hamburgischen Staatsoper, fand er einen Unterstützer. Doch Zender trat nach einem Eklat unerwartet zurück. „Und seine Nachfolger“, berichtet Höller heute, „waren nicht mehr sonderlich interessiert.“ Nur durch Zufall und persönliche Kontakte konnte die Uraufführung schließlich 1989 in Paris stattfinden. Zwei Jahre später war dann Köln der Ort der deutschen Erstaufführung.
Genau 30 Jahre danach bringt die Kölner Oper das zweiaktige Werk, von dem es heißt, man benötige für seine Aufführung viel Mut und jede Menge guter Interpreten, noch einmal auf die Bühne. Valentin Schwarz, der 2018 mit seiner Inszenierung von Mauricio Kagels „Mare nostrum“ auf sich aufmerksam machte und in diesem Sommer seinen „Ring“ in Bayreuth beginnen wird, führt die Regie. Mit André de Ridder wird ein Spezialist für Neue Musik am Pult des üppig besetzten Orchesters stehen, das durch Einspielung elektronischer Klänge ergänzt wird.
Der Meister und Margarita | R: Valentin Schwarz | 6., 8., 12.4. 19.30 Uhr, 10., 17.4. 18 Uhr | Oper Köln | 0221 22 12 84 00
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