Thomas Woschitz, 1968 in Klagenfurt geboren, studierte bei Lina Wertmüller in Rom. Er macht Kurzfilme, Musikclips und Film-Installationen. “Universalove” ist sein erster Kinofilm.
choices: Herr Woschitz, in den Credits wird auch die Band Naked Lunch unter “Regie” aufgeführt. Wie muss man sich den Anteil der Band an der filmischen Entwicklung des Projektes vorstellen?
Thomas Woschitz: Mit Oliver Welter von Naked Lunch war ich schon lange im Gespräch, gemeinsam ein "Musical der anderen Art" zu inszenieren. Die Musik sollte dabei nicht nur untermalendes Element sein, sondern eine gleichberechtigte Erzählebene neben den Filmgeschichten einnehmen. Gemeinsam haben wir das Thema gefunden und die Grundstruktur entwickelt und dann parallel an Drehbuch und Musik gearbeitet. Bei manchen Episoden war zuerst die Musik da, bei anderen schon ein Rohschnitt des gedrehten Materials. Teilweise war Oliver auch direkt am Set, um sich inspirieren zu lassen. Geschnitten und zusammengeführt wurde der Film im Studio von Naked Lunch, die im Nebenraum ständig neue Musikstücke aufgenommen haben. Wir haben uns als gleichberechtigte Partner gesehen.
Wie kam der Kontakt zu Naked Lunch zustande?
Oliver Welter kenne ich seit meinem 13. Lebensjahr, wir haben uns dann aus den Augen verloren. Ich ging nach Rom, um Film zu studieren, er hat seine Musikkarriere gestartet. So Anfang/Mitte 20 sind wir wieder aufeinander gestoßen. Die Band wollte von mir ein Musikvideo. Dann machte ich meinen ersten Kurzfilm “Tascheninhalt und Nasenbluten”, dazu hat Oliver Welter die Musik geschrieben. Langsam entwickelte sich das weiter. Sie machten dann für die gesamte Josef-Trilogie die Musik, dann bot sich die Möglichkeit, für das Donaufestival mit “Sperrstunde” ein gemeinsames Projekt zu entwickeln. Daraus entstand dann die Idee, nicht von einer „Henne oder Ei-Konstellation“ auszugehen, wo einer von uns beiden mit einem fertigen Produkt an den anderen herantritt, sondern wo wir gleichzeitig parallel an etwas arbeiten.
Hinter dem Projekt steht viel Logistik: Der Film wurde in Brasilien, den USA, Japan, Serbien, Frankreich und Luxemburg gedreht. Wie war dieser globale Drehort mit dem wahrscheinlich relativ kleinen Budget zu händeln?
Wir hatten wirklich ein sehr kleines Budget. Ich hatte die Orte aber auch deswegen gewählt, weil ich dort Filmemacher und Freunde hatte, die uns logistisch stark unterstützten, sonst wäre der Film so nicht realisierbar gewesen. Wir waren als Miniteam unterwegs – Regie, Kamera und Produktion – und hatten 4 Tage für Casting und Locationsuche und weitere 4 Tage für den Dreh. Danach ging es dann gleich in die nächste Stadt. Wenn man so wenig Zeit hat, entwickelt sich aber eine ganz eigene Dynamik, die sehr kreativ ist. Diese Dynamik zu nutzen, war auch Bestandteil des Projekts.
Die sechs Geschichten sind nicht klassisch auserzählt, sondern funktionieren eher wie bei Musikclips assoziativ über prägnante Szenen. Sehen Sie „Universalove“ trotzdem als Spielfilm oder doch eher als Experimentalfilm?
Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Aber ja, “Universalove” ist ein Spielfilm. Er ist zwar als Experiment gestartet, mit einem losen Drehbuch, aber letztendlich erzählen wir Geschichten – mit Popsongs und Bildern. Das Publikum muss sich auf diese ungewöhnliche Reise einlassen.
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